Tönisvorst Stilles Gedenken mit lauter Botschaft
Auf dem jüdischen Friedhof in Vorst wurde an die Befreiung des KZ Auschwitz erinnert. Doch Bürgermeister Thomas Goßen warnte auch vor Menschen, die sich in heutiger Zeit "Alternative" nennen.
Vorst. Bereits zum 72. Mal jährte sich jetzt die Befreiung des KZ Auschwitz durch die Rote Armee. Auschwitz ist zum Symbol der Shoah geworden und zeigt, zu was rassistische Gesetze und Staatsspitzen fähig sein können. Was mit populistischen Reden begann, gipfelte in der organisierten Vernichtung von Juden.
Auf dem jüdischen Friedhof bei Vorst trafen sich deshalb rund 50 Menschen verschiedensten Alters. Dieser Friedhof wurde 1861 auf Antrag der jüdischen Gemeinde errichtet und wurde über die Jahre immer wieder Opfer von Verwüstungen. Deshalb wurden in den 40er Jahren die Grabsteine entfernt. Die Initiative „Stolpersteine für Vorst“ erinnert seit 2016 mit einer Tafel an die Geschichte dieses Friedhofes.
Zwischen den Gedenksteinen erinnerte Bürgermeister Thomas Goßen kurz an die Geschichte des KZ Auschwitz. Dann griff er die jüngste Rede des AfD-Politikers Björn Höcke auf, in der dieser das Holocaust-Denkmal in Berlin als „Denkmal der Schande“ verunglimpft und offen gegen Andersdenkende gehetzt hatte. Goßen warnte, dass diese Menschen, die sich „Alternative“ nennen, aufgrund solcher Aussagen zur Gefahr für die Demokratie werden.
„Protest sollte nicht generalisieren und ganze Völker- und Religionsgruppen über einen Kamm scheren“, so Goßen. Die Aufgabe der Bürger bestehe ganz klar darin, sich einzubringen. „Wenn wir uns nicht aktiv einbringen, verlieren wir Freiheit und Demokratie“, mahnte der Bürgermeister.
Anschließend ergriff der evangelische Pfarrer Bernd Pätzold das Wort und fragte: „Was wäre, wenn sie noch da wären?“ Solche Fragen könne man nicht beantworten, denn die Zeit zurückzudrehen, sei nicht möglich. Stattdessen rief er dazu auf, den Toten zu gedenken, aber auch den Überlebenden. Und er bat im Gebet darum, dass denen geholfen wird, die Angst vor dem Fremden haben und wünschte denjenigen Stärke, die sich für Toleranz einsetzen.
Nach dem gemeinsamen Vaterunser wurde der Jüdische Friedhof in Stille, aber mit einer laut nachklingenden Botschaft verlassen: „Gemeinsam gegen das Vergessen und gegen Intoleranz.“ tab