Tänze und kölsche Tön
Bei der Sitzung in der Josefshalle hatten rund 400 Besucher Spaß mit Alphorn, Mundharmonika und einem „Müllmann“.
Anrath. Die „Aach Blenge“ luden in die Josefshalle ein und rund 400 Besucher — die allermeisten in Verkleidung — waren gekommen. Dagmar Faßbender strahlte nicht ohne Grund und fast ohne Unterbrechung: Sie war erstmals seit 2003 wieder für das Programm zuständig und hatte so manchen Volltreffer gelandet.
Im Oktober 2010 war er noch bei „Wetten, dass . . . ?“ aufgetreten und der Junge hatte nichts verlernt: Stefan Rodefeld, der mit seinem Kumpel Ewald auf der Bühne stand, balancierte das vier Meter lange Alphorn auf der Unterlippe und spielte „In München steht ein Hofbräuhaus“ — eine reife Leistung, aber bei weitem nicht die einzige in dieser Qualitätsklasse.
Ein Bauchredner gehört zum Sitzungskarneval wie das Amen in der Kirche. Das wurde spätestens nach dem Auftritt von Michael Schürkamp deutlich. Seine Puppe, ein 88-jähriger Opa, zeigte sich topfit, schäkerte mit den Schönen im Saal und lästerte über eine Eigenart der Frauen: „Nordic Talking — Frauen reden laufend.“
Das galt in gewisser Weise auch für „Deä Müllmann“ (Frank Bühler) aus Viersen, der mit der weißen Tonne („für Schnee“). Im Publikum war etwas, was im Willicher Karneval seit Jahren fehlt: ein Prinzenpaar. Thomas und Elke Germer hatten sich entsprechend kostümiert, wobei sie ins Prinzenoutfit geschlüpft war. Wer weiß, vielleicht sind beide auf den Geschmack gekommen.
Bürgermeisterreferent Manfred Jacobs lief als Vampir herum — er war aber nicht scharf auf das Blut der Karnevalisten, sondern zeigte sich schon mit einer Unterschrift für das WDR-Musikfestival zufrieden. Der stellvertretende Bürgermeister Guido Görtz hatte sich als Mexikaner verkleidet.
Sitzungspräsident Ralf Faßbender holte nicht nur die Prinzengarde der Stadt Willich, die ihren letzten Auftritt im Sitzungskarneval in dieser Session hatte, auf die Bühne: Mit dabei war auch die Große Tanzgarde Krefeld mit sechs Tanzmajoren und 15 Tänzerinnen. Tolle Hebefiguren machten auf die Zuschauer mächtig Eindruck.
Stimmung und kölsche Tön wurden großgeschrieben beim Auftritt von „Hätzblatt“ und „Sonnesching“. Ein ganz spezieller Typ, der ebenfalls gut ankam: Musikchaot Dirk Scheffler aus Borken. Er konnte der Mundharmonika Töne entlocken, die eher an Dudelsackmusik erinnerten. Und selbst ein Luftballon genügte ihm als Musikinstrument.
Als der offizielle Teil nach vier Stunden zu Ende war, sorgte die Band „Atlantis“ weiter für Stimmung. Dass viele Karnevalisten trotzdem bald den Heimweg antraten, hatte sicher mit dem bevorstehenden Tulpensonntagszug zu tun.