Tage des Kaisersaals sind wohl gezählt

Das alte Gebäude wird offenbar 2015 neuen Wohnungen weichen müssen.

Willich. „Ich bin über die Entwicklung sehr traurig, für mich war der Kaisersaal mein zweites Zuhause“, sagt Franz Auling. Der 65-Jährige, Vorsitzender des Sport- und Kulturausschusses, war nahezu zwei Jahrzehnte Geschäftsführer beziehungsweise Vorsitzender des Vereinigten Männerchores (VMC) Willich und hat oft die VMC-Hausfrauennachmittage als Präsident geleitet. Diese gehören im Kaisersaal bald der Vergangenheit an: Das 1897 erbaute Gebäude wird 2015 wahrscheinlich abgerissen.

„Ich habe alles versucht, aber es funktioniert nicht“, sagt Investor Ralf Jungermann. Er ist ab dem 1. April 2015 der neue Eigentümer des Saales (die WZ berichtete) und hatte zunächst vor, diesen durch einen Vorbau zu erweitern, um ihn wirtschaftlich sinnvoll weiterführen zu können. Dazu erhielt er von der Stadt keine Genehmigung. Und auch eine neue Konzession sei ihm aufgrund des schärferen Lärm- und Brandschutzes versagt worden.

Letzte Hoffnung für Jungermann war, dass ihm die Familie Schiffer auch den vorderen Grundstücksteil samt Gaststätte verkauft oder verpachtet, dann wäre auch für den Saal die alte Konzession gültig geblieben. Doch die Familie möchte selbst Eigentümer bleiben. Jungermann: „Damit ist für mich der Kaisersaal definitiv gestorben.“ Sein Bruder Daniel ist Architekt und beginnt jetzt mit den Planungen, dort auf einer Fläche von 1200 Quadratmetern Wohnungen in bester Innenstadtlage entstehen zu lassen. Schon beim Kauf des Gebäudes hatte sich Jungermann diese Option offen gehalten.

„Es muss jetzt schnellstens etwas geschehen“, sagt Franz Auling, der wie Kämmerer Willy Kerbusch einen neuen Bürgersaal zwischen dem Willicher Freizeitzentrum und dem Bad „De Bütt“ favorisiert. Der Willicher CDU-Vorsitzende Uwe Schummer regt einen „Runden Tisch“ an: „Dabei muss die gesamte Saal-Problematik in der Stadt Willich zur Sprache kommen.“

SPD-Fraktionschef Bernd-Dieter Röhrscheid sagt: „Eine reine Veranstaltungshalle für Alt-Willich ist zu wenig.“ Das Konzept müsse weitergehen. Als Standort kann er sich neben dem Gelände am Sport- und Freizeitzentrum auch das Stahlwerk Becker vorstellen: Die jüngste Abi-Feier des St.Bernhard-Gymnasiums im Zelt sei dort völlig problemlos verlaufen: „Dort stört man niemanden.“

Laut Hans-Joachim Donath (FDP) ist das Ganze „für Alt-Willich ein großer Verlust“. Donath plädierte für einen Ersatz in unmittelbarer Ortsnähe des Alt-Willicher Zentrums, nicht am Rande, wie etwa im Stahlwerk.

„Unsere letzte Hoffnung ist gestorben“, sagt der VMC-Vorsitzende Michael Atsuki. Er befürchtet: „Wenn der Kaisersaal abgerissen wird, stirbt auch das Zentrum von Alt-Willich.“