Lichterzug und Rosen im November

Eine Prozession wird an den Orten in Schiefbahn vorbeiführen, die mit jüdischem Leben verbunden sind.

Willich. Im Herbst jährt sich die Pogromnacht vom 9. November 1938 — später verharmlosend als „Reichskristallnacht“ bekannt geworden — zum 75. Mal. Um daran zu erinnern, haben sich das Stadtarchiv, das Schiefbahner Heimatmuseum und das St. Bernhard-Gymnasium, die in einer Bildungskooperation miteinander verbunden sind, zu gemeinsamen Aktionen entschlossen.

„Wir wollen etwas Großes machen“, sagt Bernd-Dieter Röhrscheid, der sich als Lehrer und Mitglied des Heimatvereins in doppelter Funktion mit den Planungen beschäftigt.

Eine Lichterprozession soll am Samstag, 9. November, in Schiefbahn verschiedene Orte miteinander verbinden, die unmittelbar mit der jüdischen Geschichte verbunden sind. „Am Tömp geht es am Mahnmal für die Synagoge los“, erläutert Röhrscheid. Das Gebetshaus war in der Nacht zum 10. November niedergebrannt worden. Neben SA-Männern aus Krefeld sollen auch Schiefbahner daran beteiligt gewesen sein.

Von der ehemaligen Synagoge aus geht es weiter zur Königsheide, Schulstraße und Linsellesstraße, wo Stolpersteine an die Familien Wallach, Schönewald, Kaufmann und Rübsteck erinnern. Hier werden weiße Rosen zur Erinnerung niedergelegt.

Am Ende der Lichterprozession wird es ein Gedenken am Holocaust-Mahnmal auf dem Gelände des St. Bernhard-Gymnasiums geben. Im Anschluss ist ein ökumenischer Gottesdienst vorgesehen. Laut Röhrscheid soll zudem eine Aktionsgruppe gegründet werden. Denn auch in anderen Stadtteilen soll es Gedenkveranstaltungen geben.

Darüber hinaus kommt ab 3. Dezember die Wanderausstellung „Deportiert ins Ghetto“ nach Schiefbahn. Sie soll einen Monat im St. Bernhard-Gymnasium zu sehen sein. Die Deportationen der Juden aus dem Rheinland im Herbst 1941 ins Ghetto Litzmannstadt (Lódz) ist das Thema der Schau. Erarbeitet wurde sie von der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf und dem NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln.

Auch Schiefbahner wie der damals dreijährige Herbert Heumann wurden von dieser ersten Deportationswelle erfasst. Der Junge starb 1942. Röhrscheid regt an, die zweite Willicher Gesamtschule nach ihm oder dem ebenfalls ermordeten Bruno Schönewald (4) zu benennen.

Höhepunkt der Erinnerungs-Aktionen sollen am 9. Dezember weitere Stolperstein-Verlegungen in Anrath werden.