Tönisvorst: CDU-Frau wirft die Brocken hin

Antje Wagner tritt aus der Partei aus: Unüberbrückbare Differenzen.

Tönisvorst. Es war ruhig geworden, sehr ruhig. Was durchaus für die Tönisvorster CDU keine Selbstverständlichkeit ist. Und innerhalb der Stadtratsfraktion schien es so, als sei diese auf Kurs, geschlossen und klar. Dann meldet sich Fraktions-Geschäftsführerin Antje Wagner zu Wort und erklärt ihren Rücktritt von allen Ämtern. Ab sofort zieht sie sich aus dem Stadtrat und dessen Gremien zurück, das Parteibuch hat sie ebenfalls abgegeben.

Was ist passiert? "Persönliche Gründe, über die ich nicht näher sprechen möchte", erklärt Wagner auf Nachfrage der WZ. "Aber auch unüberbrückbare Meinungsverschiedenheiten." Was heißt das? "Ich fühle mich nicht mehr wohl, kann nicht frei Politik machen", erklärt die gelernte Industrie-Kauffrau. Sie betont, dass es keine Kurzschluss-Reaktion gewesen sei. Natürlich habe sie den Entschluss schnell getroffen. "Aber ich habe mich intensiv auch mit meinem Mann besprochen."

Wo lagen die Probleme? "Mit der Parteiführung habe sie keine Schwierigkeiten", betont Wagner. Womit sie - ohne es auszusprechen - die Fraktionsspitze als Problemzone benannt hätte. Es ist nicht das erste Mal, dass die Führung um Horst von Brechan in die Kritik gerät. Immer wieder in den vergangenen Jahren war der Führungsstil moniert worden.

Zurück zu Antje Wagner: Sie war Mitglied des Stadtrates und Vertreterin im Ausschuss für Jugend, Soziales und Sport (Jusospo), außerdem stellvertretendes Mitglied im Hauptausschuss. "Es tut mir wirklich weh", versichert sie. Ich bin ein ,St. Töniser Mädchen’ und habe gerne Politik gemacht. Aber das ging so nicht." Allerdings will sie in der Mittelstandsvereinigung der CDU weitermachen, bei der sie im Vorstand ist.

"Das ist eine persönliche Entscheidung, die man akzeptieren muss", sagt Christiane Tille-Gander, stellvertretende Bürgermeisterin. Sie bestätigt gleichzeitig, dass die vakanten Funktionen von Hannelore Louy übernommen werden. Die neue Fraktions-Geschäftsführung steht noch nicht fest, wird aber kommissarisch von ihr übernommen.

Was sagt Fraktions-Chef Horst von Brechan? "Ich habe mit Antje Wagner noch nicht gesprochen, kann noch keine Stellung nehmen." Wo waren denn die "unüberbrückbaren Gegensätze?" "Wenn sie unsere Partnerstadt in die Slowakei verlegt, ist das für mich unüberbrückbar. Da kann ich nicht einlenken." Von Brechan bestätigt, dass es Freitagabend eine Kontroverse gegeben habe. Allerdings sei er von der E-Mail des Austritts überrascht worden. "Ich bedauere jeden Rücktritt und jeden Austritt", betont er.

Schnell reagiert haben die Christdemokraten auf ihrer Homepage. Dort wurde die Ausgeschiedene bereits gegen ihre Nachfolgerin ausgetauscht.