Müllsammler in Tönisvorst Beim Spaziergang wird aufgeräumt

Tönisvorst · In Tönisvorst zieht Franz Dieter Bürgers ehrenamtlich Abfall aus der Deckung. Die Stadt stellt Freiwilligen entsprechende Hilfsmittel zur Verfügung.

Wenn Franz Dieter Bürgers spazieren geht, findet er jede Menge Müll. Mit Greifzange, Handschuhen und Müllsack begibt er sich regelmäßig auf die Suche.

Foto: Norbert Prümen

Franz Dieter Bürgers erinnert sich noch an Kühlschränke. Die habe er in den 1970er-Jahren in der Natur gefunden. So schlimm sei es heute nicht mehr. Doch der pensionierte Kaufmann und seine Frau finden trotzdem noch viel Müll, wenn sie in Tönisvorst mit Greifzange und Müllsack losziehen. Einen Müllsack voll sammeln sie im Schnitt bei einem Spaziergang. „Wir finden vor allem viel Plastik und viele Papiertaschentücher“, sagt Bürgers. Auch Coffee-To-Go-Becher und leere Flaschen lägen oft am Wegesrand.

Bürgers und seine Frau sammeln heute auf eigene Initiative. Sie kombinieren Spaziergänge mit einem kritischen Blick in die Büsche und ziehen den dort verborgenen Abfall aus der Deckung. Meistens hält Bürgers‘ Frau dabei den Müllsack auf, und Bürgers hantiert mit der Greifzange.

Das Material haben sie von der Stadt Tönisvorst. An der Bahnstraße in St. Tönis können sich ehrenamtliche Müllsammler bei der Stadtverwaltung registrieren lassen. Sie bekommen dann Müllsäcke und Greifzange. Außerdem können sie nach der Registrierung den gesammelten Abfall kostenlos bei der Städtereinigung Gerke abgeben. Allerdings rufe man die Stadtverwaltung besser nicht an, sagt Bürgers. Er habe zwei Tage lang versucht, die Verwaltung zu erreichen, und sei nicht verbunden worden.

Schon Mitte der 70er-Jahre habe Bürgers sich für eine saubere Natur engagiert. Damals gründete ein Bekannter den Verein Bürgerinitiative Umweltschutz. Bürgers, seit 53 Jahren Jäger und heute auch Vorsitzender der Vorster Jägerschaft, sei gefragt worden, ob sich die Jäger nicht auch beteiligen wollten, erinnert sich Bürgers. Sie seien dann auch schon einmal mit Traktoranhängern mit Schulkindern darauf in die Natur gezogen, um dort Müll aus den Gebüschen zu ziehen.

Als Jäger hat Bürgers es auch schon erlebt, dass sich Jagdhunde an Scherben die Pfoten verletzten. „Unser Hund hatte mal einen bösen Schnitt“, sagt der 72-Jährige. Der Hund habe dann beim Tierarzt einen Verband um seine Pfote bekommen und einen Kragen um den Hals, damit er den Verband nicht abmachen konnte. Für Bürgers ist das aber ein Grund, jede Scherbe in der Natur aufzulesen. „Es ist auch schlimm, wenn sich ein Tier verheddert“, sagt Bürgers. Einmal habe er in der Nähe eines Baggersees eine Möwe gefunden, die in Angelschnüre eingewickelt war. Auch Plastik am Wegesrand stelle ein großes Problem dar. „Wenn das Gras gemäht wird, wird das Plastik auch geschreddert“, sagt Bürgers. Die Plastikteile seien danach zu klein, um sie noch aus der Natur ziehen zu können.

Bürgers, der zu Jagdreisen auf allen Kontinenten außer Südamerika war, kann die Sauberkeit der Tönisvorster Natur inzwischen gut mit der Lage in anderen Ländern vergleichen. Estland sei besonders sauber, sagt Bürgers. Auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt sei ihm schon aufgefallen, dass am Wegesrand kein Müll herumlag. Auch im Gelände sei es auffällig sauber gewesen. Pakistan dahingegen hat Bürgers als besonders dreckig wahrgenommen. Schon oft reiste er dorthin zur Wildschweinjagd. Seine Frau, die selbst nicht jagt, begleitete ihn auf vielen dieser Reisen. „Alle paar Meter hat jemand Müll weggeschmissen. Keiner denkt sich etwas dabei“, sagt Bürgers. Auch entlang schmaler Pfade, auf denen nur wenige Menschen unterwegs sind, habe Müll gelegen.

Wenn sie mit der Jagdtruppe unterwegs gewesen seien, hätten sie ein Lunchpaket bekommen. Den Müll, den dieses Paket verursachte, hätten die Pakistaner einfach an Ort und Stelle liegengelassen. „Bei Apfelsinen- oder Bananenschalen ist das ja nicht schlimm. Die Schafe essen das auf. Aber auch die Plastikverpackungen blieben liegen“, so der Jäger. Seine Frau habe daraufhin um eine Tüte gebeten und den ganzen Abfall eingesammelt. „Die Männer haben meine Frau angeschaut, als sei sie bescheuert“, sagt Bürgers. Seine Frau habe ihre Aktion aber immer wieder wiederholt, und irgendwann hätten die Männer ihren Müll selbst mitgenommen.

In Deutschland habe Bürgers nie jemanden dabei erwischt, Müll in die Natur zu werfen. „Wenn ich etwas aus dem Fenster schmeißen würde, würde ich mich aber auch erst einmal umschauen, ob mich jemand sieht“, sagt Bürgers. Er hofft aber, dass sich das Bewusstsein, dass die Natur kein guter Platz für Müll ist, weiter durchsetzt.