Zwei Tote bei Drohnenangriff in Cherson Humanitäre Helfer von Action Medeor sterben bei Drohnenangriff in der Ukraine

Vorst/Cherson · Der Drohnenangriff ereignete sich, als das Team gerade dabei war, einen Tank mit frischem Trinkwasser aufzufüllen. Zwei Helfer erlagen ihren Verletzungen.

Humanitäre Hilfsorganisationen haben Trinkwasserausgabestellen eingerichtet. Sie sind oft die einzige Versorgungsmöglichkeit.

Humanitäre Hilfsorganisationen haben Trinkwasserausgabestellen eingerichtet. Sie sind oft die einzige Versorgungsmöglichkeit.

Foto: Action Medeor

(emy) Nach Angaben der Hilfsorganisation Action Medeor ist ein Team von humanitären Helfern am Mittwoch bei dem Versuch, eine Trinkwasserstelle in der ostukrainischen Stadt Cherson mit Trinkwasser für die Zivilbevölkerung zu befüllen, unter Beschuss geraten. Laut der Angaben starben zwei Menschen bei dem Angriff auf die Trinkwasserstelle, die als Kooperationsprojekt von Action Medeor mit Sitz in Vorst und der Partnerorganisation International Blue Crescent (IBC) betrieben wird.

Mehrere Drohnen attackierten demnach den Trinkwasser-Tankwagen, der Lkw-Fahrer und ein weiterer Helfer hätten schwere Verletzungen erlitten, berichtet Sid Peruvemba, Vorstandssprecher von Action Medeor. Zeugen des Angriffs hätten sofort einen Rettungswagen verständigt, doch der Lkw-Fahrer sei noch auf dem Weg zum Krankenhaus gestorben. Ein Mitarbeiter der Partnerorganisation IBC sei noch in der Nacht operiert worden, aber am nächsten Morgen seinen Verletzungen erlegen.

Man sei „erschüttert darüber, dass humanitäre Helfer zum Ziel militärischer Angriffe werden, während sie versuchen, der notleidenden Bevölkerung zu helfen“, sagt Peruvemba. „Die menschenverachtenden Angriffe auf zivile Ziele und die permanente Missachtung des humanitären Völkerrechts müssen aufhören. Wer anderen in größter Not hilft, darf nicht zur Zielscheibe werden.“

Gemeinsam würden sich Action Medeor und IBC nun darum kümmern, dass die Familien der Opfer betreut werden, so werde unter anderem psychologische Unterstützung organisiert, auch für das ukrainische Team von IBC. „Familien, Freunde und Kollegen können jetzt auf unsere Solidarität zählen. Wir lassen niemanden allein“, betont Peruvemba.

Action Medeor und IBC betreiben in Cherson mehrere Trinkwasser-Ausgabestellen, die regelmäßig von Tankwagen mit Trinkwasser befüllt werden. Mehr als 3000 Tonnen Trinkwasser wurden allein in der Innenstadt von Cherson an die notleidende Bevölkerung verteilt. Zusätzlich werden die Menschen in der Stadt mit Brot und Gas versorgt. Die Trinkwasserausgabe am Ort des Angriffs in Cherson ist nun bis auf Weiteres geschlossen, ebenso die Ausgabe von Brot und Gas. Etwa 1000 Menschen haben diese Hilfen in der Vergangenheit täglich in Anspruch genommen. Sie sind nun vorerst auf sich allein gestellt, informiert das Hilfswerk.

In Cherson lebten vor dem Krieg rund 324 000 Menschen. Etwa 100 000 Menschen, darunter fast 10 000 Kinder, leben aktuell in der Stadt und der Region – oft unter schwersten Bedingungen. Viele Haushalte haben keinen Strom, kein Gas, kein fließendes Wasser.

(emy)