Ausschuss für Mobilität, Wirtschaft und Digitalisierung Tönisvorst soll deutlich vergrößerte E-Ladeinfrastruktur bekommen

St. Tönis · Im Ausschuss für Mobilität, Digitalisierung und Wirtschaftsförderung präsentierten NEW-Vertreter die Pläne für den Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge.

Ladesäulen der NEW. In den kommenden Jahren sollen auch in Tönisvorst einige gebaut werden.

Foto: NEW

(svs) Als Marcel Pesel, Verantwortlicher für die Ladesäulen von Stromanbieter NEW, seine Kurzpräsentation im Ausschuss für Mobilität, Digitalisierung und Wirtschaftsförderung (MoDiWi) beendet hat, scheint das Thema nach wenigen Minuten abgehandelt. Erwartungsvoll blickt er in den Raum und tatsächlich schließt sich eine lange, fast einstündige Diskussion an. Das Thema beschäftigt die politischen Vertreter.

Vor allem die noch geringe Zahl an Ladepunkten kritisieren die Vertreter en gros. Das aber solle sich bald ändern, verspricht Pesel. In diesem Jahr seien zehn Säulen mit 20 Ladepunkten, im nächsten gar 22 neue Ladesäulen geplant. „Dafür werden ja aktuell die Bürgerinnen und Bürger gefragt, wo sie Bedarf sehen. Auch Anregungen auf anderem Wege, wie in diesem Gremium, nehme ich gern auf. Wir haben wirklich ein Interesse, mehr Säulen zu bauen“, verspricht Pesel. Allerdings müsse die Wirtschaftlichkeit immer im Auge behalten werden. „Aktuell muss ich klar sagen: Keine einzige der bestehenden Säulen in Tönisvorst ist wirtschaftlich. Sie werden schlicht zu wenig genutzt. Auch muss die Nähe zu entsprechenden Leitungen gegeben sein. Wenn wir erst noch 200 Meter Asphalt aufnehmen müssen, wird es endgültig unwirtschaftlich“, erläutert er. Es sei allerdings ein Henne-Ei-Problem, betont speziell Heidrun Sorgalla (UWT). „Ich habe vor einiger Zeit überlegt, mir ein E-Auto anzuschaffen. Ich wohne in der Innenstadt und kann nicht daheim laden. Aber ich habe aufgrund der fehlenden Lademöglichkeiten davon Abstand genommen. Es ist einfach so nicht praktikabel, wenn ich erst mehrere Hundert Meter laufen muss, mein Fahrzeug dann auch noch irgendwann wieder wegstellen muss und nie sicher sein kann, den Ladeplatz auch frei zu erwischen“, betont sie. Zuspruch erhält sie vom Ausschussvorsitzenden Völker König (Grüne). Die vorhandene Infrastruktur schaffe ja erst den Bedarf.

Pesel stimmt zu, gibt aber zu bedenken, dass alles finanzierbar sein müsse. „Bitte vergessen Sie nicht, dass wir ein privatwirtschaftliches Unternehmen und auf Profite angewiesen sind. Mit dem beschriebenen Ausbaupfad, wissend, dass alle Säulen aktuell defizitär sind, gehen wir extrem in Vorleistung. Eine normale Ladesäule kostet uns etwa 15.000 bis 17.000 Euro. Bei einem Schnellader reden wir von 60.000 bis 70.000. Wenn wir davon dann eine zweistellige Zahl bauen, ist das bereits ein großes Invest“, betont er.

Problematisch sei aber auch das Verhalten der Bürgerinnen und Bürger. „Als ich grad hier her fuhr, kam ich an einer unserer Säulen vorbei. Der Parkplatz wurde von einem Verbrenner-Fahrzeug blockiert, die Säule ist so natürlich nicht nutzbar“, sagt er. Das behindere die E-Mobilität weiter.

Die Netze in Tönisvorst seien übrigens ausreichend für den Ausbau. „Mir ist nicht ein einziger Fall bekannt, in dem eine Säule von den Netzkollegen wegen fehlender Kapazitäten abgelehnt worden wäre. Wir sind hier gut aufgestellt“, betont der Experte. Ausbau auf Privatgelände sei übrigens besonders komplex. „Wir würden zum Beispiel natürlich gern an Aldi-Parkplätzen bauen. Aber diese Punkte sind so gefragt, dass da viel größere Anbieter dran sind. Das geht auch direkt über Aldi Deutschland. Da können wir leider nicht mithalten“, betont er. Der Ausbau in Tönisvorst geht also voran, eine flächendeckende Verbreitung wird aber dauern.

(svs)