Twittern: Gezwitscher an allen Orten

Ob Stadtverwaltung, Abgeordneter oder Bürgermeister — in 140 Zeichen wird Wichtiges und Unwichtiges erzählt.

Willich/Tönisvorst. Der Papst tut es, Johnny Depp tut es und die einzig wahre Borussia selbstverständlich auch: Twittern scheint das Gebot der Stunde, da die Spatzen, die sprichwörtlich die Nachrichten von den Dächern pfeifen, immer seltener werden. Ihr Bestand hat so stark abgenommen, dass man sie schon auf der Vorwarnstufe der Roten Liste sieht. Da muss offenbar ein Kurznachrichtendienst das „Gezwitscher“ übernehmen.

In Deutschland sind es geschätzte 1,8 Millionen Twitter-Nutzer, die lediglich eine E-Mail-Adresse und einen Twitternamen angeben mussten, um sich dort zu registrieren. Auf diesem Weg hat die Gladbacher Borussia (@Borussia) beispielsweise am 21. Dezember um 15.33 Uhr die Nachricht verbreitet, dass sie Sven Michel von den Sportfreunden Siegen bis 2015 verpflichtet hat. 26 990 „Follower“ erhielten diese Nachricht in ihrem Twitter-Account, während die Borussia selbst nur die Nachrichten von 55 Twitterern liest, meist die anderer Clubs.

Die Stadt Willich (@Stadt_Willich) verabschiedete sich am gleichen Tag um 14.30 Uhr mit den besten Wünschen für die Festtage von ihren 534 „Verfolgern“ auf Twitter — und meldete sich am 27. Dezember gesund wieder zurück. Fast 2000 Nachrichten hat ein dreiköpfiges Rathaus-Team im Laufe der Zeit abgesetzt.

Mehr Fans hat in Willich wohl nur der CDU-Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer (@UweSchummer), nämlich 562, die er schon mit rund 5000 Kurznachrichten versorgt hat. Damit hatte er einen zweifelhaften Erfolg zu verzeichnen: Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ machte sich schon mal über Schummer lustig, weil er darüber gezwitschert hatte, dass er gerade mit Kollegen einen gezwitschert habe und nun über die Weltrettungsformel diskutiere.

Seit der Kommunalwahl 2009 ist Willichs Bürgermeister (@JosefHeyes) auf Twitter zu finden. Und das mit einem sehr netten Schwarz-Weiß-Profilbild, das ihn im Regenmantel auf dem Fahrrad zeigt — freihändig fahrend. So aktiv zeigt sich Josef Heyes in diesem Medium ansonsten nicht: 364 Tweeds und 154 Follower reißen niemanden vom Stuhl.

Und wie sieht es im benachbarten Tönisvorst aus? Der Verband Druck und Medien teilt zum Beispiel per Twitter mit, dass das St. Töniser Unternehmen Stammes jetzt Mitglied ist. Der Kreis Viersen (@kreisviersen) informiert auf diesem Weg über Radarfallen.

So ganz aktuell ist das Gezwitscher aber nicht immer: Zum Beispiel stammt die letzte Kurznachricht der Tönisvorster Grünen (@gruenetoevo) vom 19. November. Ob es die drei „Verfolger“ wohl gemerkt haben? Und die Stadt selbst (@Toenisvorst_de) hat zuletzt am 5. Dezember für 176 Follower einen Link zu ihrer Homepage gepostet. Dort gibt sie ihrer Freude darüber Ausdruck, dass der Supermarkt an der Leipziger Straße von Bäcker, Metzger und Obsthof gerettet wurde. Die WZ teilte das ihren Lesern schon am 20. November mit . . .