Vorst: Es weihnachtet im Sommer
Auf Weihnachtssterne hat sich Andreas von Danwitz aus Vorst spezialisiert.
Vorst. Sommerzeit - Weihnachtszeit. Hochsaison, damit alles fürs Fest gerichtet ist. Klingt das in Ihren Ohren komisch? Zugegeben, es hört sich befremdlich an, hat aber im Falle von Andreas und Marita von Danwitz einen ganz ernst zu nehmenden Hintergrund.
Die beiden betreiben in Vorst ein Gartenbau-Unternehmen, das sich auf Weihnachtssterne spezialisiert hat. Will man diese Pflanzen zum Jahresende so richtig schön haben, muss jetzt hart gearbeitet werden.
"Wir haben eigentlich immer Weihnachten", lacht Andreas von Danwitz. Und erklärt, was seine Firma derzeit macht: "Wir ernten derzeit die Stecklinge, die Vorprodukte." Diese werden dann an Partner in der ganzen Welt verschickt, wenngleich Europa natürlich der entscheidende Markt ist. Mehr als die Hälfte der Pflanzen geht in den Export, Spanien, Italien, die Schweiz. Sogar niederländische Kunden hat von Danwitz. Von den Großhändlern aus landen die Weihnachtssterne schließlich im Fachhandel.
In den Gewächshäusern sind derweil seine Angestellten damit beschäftigt, die frischen Stecklinge aus den Mutterpflanzen regelrecht heraus zu "knibbeln". Das ist reine Handarbeit und geschieht mit viel Fingerspitzengefühl. Jeweils 500 solcher Stecklinge kommen in eine Box, Kühlakkus drum, los geht die Reise. "Europaweit brauchen wir von der Bestellung bis zur Auslieferung 24 Stunden", sagt der Firmenchef stolz. Derzeit hat er täglich am Flughafen zu tun.
In den Gewächshäusern geht’s sehr reinlich zu, ein klein wenig wie im Krankenhaus. Am Eingang steht das Desinfektionsmittel für die Hände. Fällt ein Steckling auf den Boden, darf er nicht mehr verwendet werden. In einem von vielen Gewächshäuser stehen rund 16 000 Mutterpflanzen, 50 000 Stecklinge werden täglich verkauft.
40 verschiedene Sorten zieht der Vorster Betrieb, am Markt gibt es über 100. Darunter die Eigenentwicklung "Ice Punch". Auf die hat von Danwitz ein Patent. Wenn dieser Weihnachtsstern blüht, hat er ein knallrotes Blatt mit einer weißen Musterung, wie eine Eisblume eben.
Ein Bestseller. Aber, auf solchen Erfolgen darf sich ein Unternehmer nicht ausruhen. "Wir versuchen, an die junge Kundschaft heran zu kommen", erklärt Andreas von Danwitz. Da dürfen die Farbkombinationen auch schon mal etwas knalliger ausfallen.
Frisst ein solcher Betrieb nicht Ressourcen und muss darüber hinaus jede Menge Pflanzenschutzmittel einsetzen? "Wir waren nie Giftmischer, kämpfen aber immer noch gegen dieses Image", erklärt von Danwitz.
Mehr denn je setzt er auf den Umweltschutz. Da kommen Schlupfwespen, Raubmilben und Killerfliegen zum Einsatz, die Schädlinge schlichtweg fressen sollen. Gegen Pilz-Erreger gibt’s so genannten Antagonisten, Gegenspieler. Sie blockieren die schädlichen Pilze.
Und um die Flächen um die Gewächshäuser herum von Unkraut frei zu halten, ist die hauseigene Herde von Kamerun-Schafen da. Das Wasser, das gebraucht wird, flutet die mobilen Gewächshaustische, in denen die Pflanzen stehen. Was übrig ist, wird wieder aufgefangen, aufbereitet und wieder verwendet.
Sorge macht der Unternehmerfamilie der explodierende Energiepreis. Die Gärtnerei wird mit Kohle geheizt, momentan eine gute Alternative zu den anderen fossilen Brennstoffen. Ein Blockheizkraftwerk ist augenblicklich nicht in der Diskussion. "Das wird mit Palmöl betrieben. Dafür werden in großem Stil Regenwälder abgeholzt. Das passt nicht in unsere Firmenphilosophie", sagt der Chef. Dennoch: Auch an anderer Stelle machen die Energiepreise natürlich Ärger. Die Menschen brauchen immer mehr Geld zum Tanken, haben weniger für schöne Dinge übrig wie etwa Pflanzen oder Blumen.
Zum Aspekt Sicherheit. Bei von Danwitz kommt nicht mal ein Traktor zum Einsatz. So brauche er dann auch nie zu einer Tankstelle, um dort Diesel in Kanistern abzufüllen. Heute lacht Andreas von Danwitz über einen Fehler, der neulich in der WZ stand. Dort war sein Name versehentlich unter ein Foto gerutscht. Dabei war er’s nicht mal.
Hat man bei derart füllender Beschäftigung überhaupt Zeit, sich selbst mal an den eigenen Produkten zu erfreuen. "Natürlich", lacht Marita von Danwitz. "Wir haben um die Weihnachtszeit immer so 30 bis 40 Sterne im Haus."