Willich behält sein Bürgerarchiv
In den Verhandlungen mit dem Kreis über eine Verlagerung der Bestände nach Dülken kam es zu keiner Einigung.
Kreis Viersen/Willich. Die Stadt Willich wird ihr eigenes Archiv behalten und nicht ins neue Kreisarchiv in Dülken eingliedern. Das ist das überraschende Ergebnis von zwei Gesprächen, an denen die Verwaltungsspitzen des Kreises Viersen und der Stadt Willich sowie die Fraktionsvorsitzenden des Rates der Stadt Willich beteiligt waren.
Grund für die weiterhin getrennten Wege: Kreis und Stadt haben unterschiedliche Vorstellungen zur Digitalisierung der vorhandenen Archivbestände. Die Willicher hätten dem Vernehmen nach gerne 60 Prozent der wesentlichen Materialien digitalisieren lassen — der Kreis aber nur ein Prozent.
„Der Kreis Viersen wird bei seinen weiteren Planungen berücksichtigen, dass für das Willicher Archiv nun keine weitere Fläche eingerechnet werden muss“, sagt Kulturdezernent und Kreisdirektor Ingo Schabrich nach dem Gespräch. Landrat Andreas Coenen betont: „Es ist gut, dass wir jetzt Klarheit für den gerade angelaufenen Architektenwettbewerb haben. Zu einem freundschaftlichen Gespräch gehört auch die Ehrlichkeit zu erkennen, dass für einen gemeinsamen Weg nicht genug gemeinsame Vorstellungen bestehen.“
Die Stadt Willich werde den Weg mit einem eigenen Archiv vor Ort nun „im Interesse unserer Bürgerschaft, besonders in Blick auf die Arbeit der Schulen und der Heimat- und Geschichtsvereine, weitergehen“, sagte Bürgermeister Josef Heyes.
Bernd-Dieter Röhrscheid, Fraktionsvorsitzender der SPD und Aktiver des Willicher Heimatvereins, zeigte sich auf Nachfrage der WZ „zufrieden damit, dass die gute Archivarbeit vor Ort fortgesetzt werden kann“. Er erinnerte in diesem Zusammenhang an die Bildungspartnerschaft von Stadtarchiv, Heimatvereinen und den beiden weiterführenden Schulen in Schiefbahn. „Siegesfreude“ empfinde er nach der Entscheidung aber nicht, hob Röhrscheid hervor: Nur seine SPD-Fraktion hatte sich im Stadtrat gegen Verhandlungen mit dem Kreis über eine Verlagerung der Bestände nach Dülken ausgesprochen.
Johannes Bäumges (CDU) betonte, man sei von Anfang an ergebnisoffen in die Verhandlungen gegangen: „Daher bin ich jetzt auch nicht zerknirscht.“ Die Nutzung der Archivbestände für die Bürger sei seiner Fraktion ebenso wichtig wie die Unterbringung gewesen. Deshalb habe man gehofft, mit dem Kreis Viersen einen starken Partner für eine weitreichende Digitalisierung zu finden. „Das wäre ein Pilotprojekt im Kreis und ein wichtiger Schritt in die Zukunft gewesen.“ Doch leider habe die Kreisspitze eine andere Vorstellung von Archivarbeit gehabt.
Werden die Willicher Archivbestände von vor 1970, die bisher in der Kempener Burg gelagert werden, nun nach Fertigstellung des neuen Kreisarchivs nach Schiefbahn gebracht? Diese Überlegung hatte es schon im Vorjahr gegeben, da im Keller des St. -Bernhard-Gymnasiums in ehemaligen Räumen des Heimatvereins noch Platz dafür wäre. Wie Johannes Bäumges dazu erklärt, werde darüber in seiner Fraktion auf jeden Fall gesprochen werden. Auch über die Möglichkeit, die Digitaliserung mit eigenen Mitteln zu stemmen, werde nun geredet.