Willich: Kinder kommen ins Nest

Die ganz Kleinen haben bald einen Anspruch auf einen Kindergartenplatz. Was für die Stadt viel Arbeitet bedeutet.

Willich. Auf die Kindergärten kommen große Veränderungen zu: Ab Sommer 2013 gibt es für Mädchen und Jungen ab dem vollendeten ersten Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz - entweder in der Tageseinrichtung oder durch Tagesmütter. Wer nun meint, dieses Datum sei noch weit weg, sollte mal mit Michael Süßbeck von der Stadt Willich reden: Schon am Donnerstag hat er mit der Umsetzung der gesetzlichen Vorgabe alle Hände voll zu tun.

"Die Hardware und die Software müssen vorbereitet werden", sagt Süßbeck. Und meint damit einerseits die räumliche Ausstattung der Kindergärten, andererseits die menschliche Komponente. Denn auf die Erzieherinnen kommen mit der Betreuung der ganz Kleinen völlig neue Aufgaben zu.

Die Zukunft hat in 12 von 23 Einrichtungen in der Stadt schon begonnen: 130Kinder unter drei Jahren werden dort bereits ab kommenden Sommer betreut. Die Erzieherinnen bereiten sich darauf im Team vor, neue Betreuungsmodelle werden entwickelt - zum Beispiel durch die Bildung von "Nestgruppen", in denen statt 25 nur vier oder fünf Kinder betreut werden. "Kleine Kinder brauchen besondere Zuwendung", betont Süßbeck.

Zur notwendigen Hardware gehören eigene Räume für die Kleinen, abgeteilte Spielbereiche im Außengelände, Mini-Toiletten, Schlafräume und Wickelmöglichkeiten. Eine Vorbildfunktion hat die städtische Tagesstätte an der Furthstraße in Anrath. Denn dort werden am Donnerstag schon Ein- bis Dreijährige betreut. "Da haben wir mit Hilfe des Bauhofs schicke Lösungen gefunden", sagt Süßbeck und verweist unter anderem auf die winzigen Toiletten und passgenauen Wickelbereiche, die dort eingebaut wurden.

Die Fortbildung der Erzieherinnen und die Um- oder Neubauten in den Einrichtungen kosten viel Geld. Das Meiste davon kommt aus Bundes- und Landesmitteln. 90 Prozent der Investitionen werden gefördert, den Rest zahlt der Träger.

Und wie sehen die konkreten Zahlen pro Einrichtung aus? Nach dem augenblicklichen Stand rechnet die Stadt ab dem Kindergartenjahr 2013/2014 mit insgesamt 401U-3-Kindern. Um Details zu den einzelnen Einrichtungen nennen zu können, wartet Süßbeck aber noch auf den neuen Kindergarten-Bedarfsplan, der bei der Firma Komplan in Auftrag gegeben worden ist.

"Auch die freien Träger fordern mit Recht Planungssicherheit ein, bevor sie Geld in die Hand nehmen", betont Süßbeck. Noch in diesem Jahr liegen die aktualisierten Zahlen deshalb vor.

Ziel ist es, flächendeckend eine U-3-Betreuung anbieten zu können. Problem: Die Gruppengrößen müssen verkleinert werden. Da unter Dreijährige mehr Aufmerksamkeit brauchen, werden künftig in einer Tagesstätte, die bislang 100 Kinder aufnimmt, nur noch 80 zugelassen.

Reicht dann die Zahl der Willicher Kindergärten noch aus? Alle Berechnungen sprechen dafür. Denn der demographische Wandel kommt der Stadt entgegen. Michael Süßbeck: "Die zurückgehenden Geburtenzahlen machen Platz für die jüngeren Kinder."