Willich Willich rockt, wo Sahnetorte verkauft wird

Bei „Willich live!“ traten zehn Bands an Orten auf, an denen es normalerweise ruhiger zugeht.

Willich. Das Café Kaiser-Eck ist nicht wiederzuerkennen. Wo sonst gemütliche Sitzbereiche zum Verweilen einladen, sind nur einige Stehtische zu sehen. Doch die sind dicht an dicht mit Gästen belagert. Allerdings bleiben die nicht ruhig stehen — und das liegt an „Colly and the Steam Rollers“. Die Düsseldorfer Formation, die sich dem Rock ’n’ Roll verschrieben hat, greift zu den Instrumenten. Sekunden später fetzen die ersten Lieder durch den Raum, und das mit einem so gewaltigen Sound, dass die Gläser auf den schmalen Regalen wackeln.

„Das ist der Wahnsinn, die Musik, die Stimmung. Ich hätte nie gedacht, dass sich mein Café dermaßen verändern kann. Wo wir mittags Sahnetorte verkaufen, wird jetzt gerockt. Genial!“, sagt Café-Betreiberin Andrea Hasenbeck mit strahlenden Augen. Für sie, die das Café seit einem Jahr betreibt, ist es die erste Teilnahme an „Willich live!“. Bei der nunmehr fünften Auflage des Events rockten zehn Bands der unterschiedlichsten Musikrichtungen in zehn Willicher Lokalen ab. „Eine coole Sache. Wobei es mir teilweise schwerfällt, mich zu entscheiden, wo ich nun hingehen soll“, meint Maike Wagner, die zusammen mit Freunden aus Meerbusch angereist ist.

In der Willicher Innenstadt herrscht nahezu ein Betrieb wie am Tag. Besucher, die Infobroschüren mit den Veranstaltungsorten, Bands samt Infos zur Musik und Auftrittszeiten fest in der Hand, eilen von Lokal zu Lokal. Teilweise bilden sich Schlangen vor den Eingängen der Veranstaltungsorte. Beim Bistro „Peter 2“ sitzen und stehen die Gäste mehr als nur dicht an dicht, während Anna Estera und Massimo Grande den Abend mit bekannten italienischen Liedern starten. Eine entspannte, lockere Stimmung, die gerne noch mehr genießen möchten, was aber aufgrund der doch eher kleinen Lokalität nicht möglich ist.

Im Haus Grootens sind die Besucher, die „Shaby’s ProJam“ kennen, indes gespannt, in welcher Konstellation die Band auftreten wird. Auch hier ist es bereits brechend voll, obwohl die Instrumente noch gar nicht besetzt sind. Ob Blues Rock, Soul, Rock oder Indy Rock, eigene Songs oder gecovert, Popmusik, Oldies, Klassisches oder Schlager — ein jeder Besucher kommt auf seine Kosten. Wobei die einen gezielt ein Lokal ansteuern und dort den ganzen Abend verbringen, während andere von Lokalität zu Lokalität hüpfen, immer nur kurz das rote Armband präsentieren, das zeigt, dass der Eintritt bereits bezahlt wurde und man zu allen weiteren Gigs freien Eintritt hat.

„Das ist das ja gerade das Schöne an so einem Abend. Man kann neue Gruppen und deren Musik kennenlernen. Wenn es einem gefällt, bleibt man, wenn nicht, zieht man einfach weiter und muss sich nicht ärgern, dass man Eintritt bezahlt hat“, meint Uwe Schulz, der ein Fan genau dieser Art von Musikangebot ist. Und so manch einer ist überrascht, was sich hinter so kultigen Namen wie „Opa kommt“ oder „Kuki & Dent“ musikalisch verbirgt.