Willich Statt Gegner eine „rote Wolke“
Die Politik diskutiert darüber, wie der Ascheplatz am Sport- und Freizeitzentrum saniert werden könnte.
Willich. Um das Sport- und Freizeitzentrum in Willich ging es gleich doppelt im Sport- und Kulturausschuss: Die CDU-Fraktion hatte zwei Anträge gestellt. Es geht um mehr Fahrradabstellplätze — und um nicht weniger als die Erneuerung des Tennenplatzes. Dabei liebäugeln die beiden großen Fraktionen mit einem Kunstrasenplatz.
Helmut Frantzen, Vorsitzender des DJK-VfL Willich e.V. beschrieb die aktuelle Situation ziemlich drastisch so: „Wir haben rund 600 Fußballspieler in 26 Mannschaften. Der Rasenplatz wird vor allem von den Kindern und Jugendlichen genutzt, der Kunstrasenplatz hat im vergangenen Jahr eine neue Oberschicht erhalten. Der Tennenplatz, um den es hier geht, ist fast 40 Jahre alt, die Drainage ist ziemlich verstopft.“
Raimund Berg, Fraktions-Chef der Willicher Grünen
Es sei sogar noch schlimmer: Der Oberbelag gehe keine Verbindung mehr ein mit der mittleren und der unteren Schicht, er „schwimmt“. Bei heißem, trockenen Wetter sehe man statt des Gegners nur eine rote Staubwolke. Ein Kunstrasenplatz wäre laut Frantzen die beste Lösung, zumal es das für den Tennenplatz ursprünglich verwendete Material, die rote Erde aus dem Raum Aachen, nicht mehr gebe.
„Ich kann verstehen, dass der Verein einen Kunstrasenplatz haben will, aber wir brauchen Zahlen und Fakten“, erklärte Raimund Berg (Die Grünen). Ellen Roidl-Hock von der FDP sieht das genauso. Worauf sie aufmerksam machte: „Der Tennenplatz hat 40 Jahre gehalten, das schafft kein Kunstrasenplatz.“
Für Bernd-Dieter Röhrscheid (SPD) wäre ein neuer Tennenplatz ein Anachronismus: „Selbst als Schiefbahner fände ich das falsch.“ Er wisse, dass sich Kämmerer Willy Kerbusch „mit Händen und Füßen gegen einen Kunstrasenplatz wehre. Das hat der Kämmerer gestern bei der Vorstellung des städtischen Haushaltes auch schon betont.
Wolfgang Dille (CDU) stimmt ebenfalls in den Chor der Befürworter ein: „Wir sind auch für einen Kunstrasenplatz.“ Frank Magon, Gartenbautechniker bei der Stadt Willich, bestätigte, dass es die rote Erde aus Aachen nicht mehr gebe. Eine mögliche Alternative, nämlich „Gelsenrot“, bestehe aus anderen Materialien und weise andere Eigenschaften auf. Insgesamt sei der Tennenplatz in einem schlechten Zustand.
CDU und SPD verzichteten daraufhin darauf, von der Verwaltung die Kosten für einen neuen Tennenplatz ermitteln zu lassen — sehr zum Ärger der FDP, vor allem aber der Grünen. Die Zahlen sollen in der nächsten Ausschuss-Sitzung und damit rechtzeitig zu den Haushaltsberatungen vorliegen. Raimund Berg war sauer: „Ich verstehe Ihre Angst vor der Wahrheit von Zahlen nicht. Spätestens der Kämmerer wird uns auf den Boden der Tatsachen zurückholen.“ Und: „Ich brauche die anderen Zahlen auch, werde sie von der Verwaltung anfordern.“