Kartoffelfest auf dem Stautenhof in Anrath Wo Familien selbst Kartoffeln ernten können
Willich · Bis zum 8. September öffnen Biohöfe, Gärtnereien und Verarbeiter im Rahmen der Biowochen NRW ihre Tore für Besucher. Auch der Stautenhof in Anrath nimmt teil: Beim Kartoffeltag am Sonntag können Familien ihre Kartoffeln sogar selbst ernten.
In vielen Haushalten stehen fast täglich Kartoffeln auf dem Tisch. Als Salzkartoffeln, vom Blech, in Butter geschwenkt, in der Kartoffelsuppe, als Püree, Kroketten oder Pommes. Die Kartoffel ist ein Allround-Talent. In Kartoffel-Kochbüchern findet sich die ganze Vielfalt. Und man stellt fest: Mit Kartoffeln wird es nie langweilig.
Dabei halten die meisten Menschen ganz gern an der einen Kartoffelsorte fest, die sie für sich entdeckt haben. Zwar gibt es etliche Sorten, viele verschiedene Größen, Formen und Farben, doch „die Kunden wollen immer ,ihre‘ Sorte“, hat Christoph Leiders festgestellt. Auf dem Stautenhof in Anrath baut Leiders auf zehn Hektar Kartoffeln an. Da gibt es etwa die rotschalige „Laura“, eine vorwiegend festkochende Sorte, und die gelbfleischige „Allianz“, eine festkochende Sorte. Beide sind bei den Kunden in Anrath und Umgebung sehr beliebt.
Mit besonderen Sorten, etwa den bekannten „Bamberger Hörnchen“, habe man es mal versucht, sagt Leiders, den Anbau aber wieder aufgegeben: Der Aufwand sei zu groß, aufgrund ihrer Form müssen die Hörnchen quasi mit Samthandschuhen bei der Ernte angefasst werden. Und im Laden seien sie auch nicht so beliebt gewesen, berichtet Leiders, ebenso wenig wie Kartoffelsorten mit blauem oder rotem Fleisch, „damit macht man keinen Umsatz.“ Die Kunden hingen eben an „ihrer“ Sorte, hat er festgestellt: „Der Kunde ist ein Gewohnheitstier.“
Für Sonntag, 1. September, lädt der Stautenhof nun zum Kartoffeltag ein. Im Rahmen der Biowochen NRW, die bis zum 8. September noch landesweit stattfinden, öffnen Biohöfe, -gärtnereien und -verarbeiter ihre Tore für Besucher. Sie wollen zeigen, wie ökologischer Landbau in NRW funktioniert, bieten dabei ein buntes Programm für Familien mit Hoffesten und Betriebsbesichtigungen. Initiatoren der landesweiten Kampagne sind die ökologischen Anbauverbände Bioland, Biokreis, Demeter und Naturland sowie die Landwirtschaftskammer NRW. Gefördert wird die Kampagne durch das Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz NRW. Vielerorts gibt es Mitmach-Aktionen.
Auch auf dem Stautenhof können Besucher mitmachen – nämlich bei der Kartoffelernte. Aber im Kleinen: Die Landwirte zeigen, wie heutzutage die Kartoffeln mit dem Roder geerntet werden, und die Besucher können rauf aufs Feld und selber Kartoffeln ernten. An einem Stand können sie kleine oder große Kartoffeltüten erwerben und dann die Kartoffeln selber aus der Erde holen. Die großen Tüten fassen fünf bis sechs Kilo, die kleinen drei, man darf die Tüten komplett voll machen – was erfahrungsgemäß bei Eltern den Ehrgeiz weckt, mit den Kindern auch eifrig bei der Sache zu bleiben. Denn Ablenkung gibt es durchaus: Für die Kinder wird eine große Strohhüpfburg aufgestellt. Auch für Speisen und Getränke ist gesorgt, es gibt Gegrilltes und dazu – wen wundert’s? – natürlich Kartoffeln.
Die Schale der Kartoffel
sehr anfällig für Fäulnis
Wer die Kartoffeln einmal in der Tüte hat, sollte sie einfach so lassen, wie sie sind. Man kann die Erde ein bisschen abmachen, aber man sollte sie nicht waschen, „das ist eine Todsünde“, warnt Leiders. Die Schale der Kartoffel sei sehr anfällig für Fäulnis. In vielen Supermärkten werden Kartoffeln gewaschen angeboten, ohne Erde drumherum. Das wollten die Märkte so, weil es dann weniger Staub gebe, sagt der Landwirt. Doch wer als Verbraucher meine, er müsse Kartoffeln waschen, solle sie sofort gut abtrocknen. Am besten aufgehoben sind die Kartoffeln dann immer noch im Keller, so wie früher, auch wenn die meisten Menschen dort heute nicht mehr die großen Kartoffelmengen wie früher einlagern. Dunkel und kühl, so halten Kartoffeln besonders gut. Auch das Gemüsefach im Kühlschrank kann dafür geeignet sein. „Drei bis fünf Grad sind ideal“, sagt Leiders, „aber nicht unter drei Grad. Sonst fängt die Kartoffel an, Stärke in Zucker umzuwandeln, dann schmeckt sie nicht mehr.“
Vor dem Kochen werden die Kartoffeln dann natürlich gewaschen. Schälen muss man sie nicht unbedingt. Frühkartoffeln, gern im Frühjahr zum Spargel serviert, werden ohnehin nicht geschält. Sie können nicht lange gelagert werden, wer sie im Frühjahr kauft, sollte sie innerhalb der nächsten Tage verzehren, so lange die Schale lose an der Kartoffel hängt. Doch auch die Bio-Kartoffeln müssen nicht geschält werden, sagt Landwirt Leiders, „wir schälen privat unsere Kartoffeln nie.“ Wer allerdings sicher sein will, dass sich nicht der Drahtwurm in eine Kartoffel gebohrt hat, der schält, „und dann kann ich die Schadstelle wegschneiden.“
Gekeimte Kartoffeln muss man übrigens nicht wegwerfen, „kein Problem“, sagt Leiders, „man kann einfach den Keim abbrechen, sie schälen und essen.“ Es sei ganz natürlich, dass sich die Kartoffel im Frühjahr fortpflanzen wolle, wenn es wärmer werde, erklärt er. „Wir versuchen, das durch Kühlung zu verhindern, so dass die Kartoffel denkt, es wäre noch Winter.“ Doch irgendwann fange die Knolle dann trotzdem an zu keimen. Sein Rat: „Von einer Kartoffel, die im Mai nicht keimt, würde ich die Finger lassen. Die ist dann intensiv behandelt worden.“