Kultur in Neersen Trio-Lesung aus dem „Simplicissimus“ in der Kapelle Klein-Jerusalem

Neersen · Anlässlich des 350. Todestages des Kapellen-Erbauers Gerhard Vynhoven hatte die Interessengemeinschaft Klein-Jerusalem zu einer Lesung eingeladen. Gelesen wurde aus dem „Simplicissimus“.

Begleitet vom Chor „Ergo Cantamus“ lasen Udo Holzenthal (v.l.), Sabine Mroch und Uwe Schummer aus dem „Simplicissimus“.

Begleitet vom Chor „Ergo Cantamus“ lasen Udo Holzenthal (v.l.), Sabine Mroch und Uwe Schummer aus dem „Simplicissimus“.

Foto: Stadt Willich

(Red) Die Lesung wurde zu einer kurzweiligen Stunde, zu der die Interessensgemeinschaft Klein-Jerusalem in die Kapelle eingeladen hatte: Im Rahmen des Vynhoven-Jahres lasen Sabine Mroch, Uwe Schummer und Udo Holzenthal aus dem berühmten „Simplicissimus“ von Grimmelshausen. Der Schriftsteller Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen hatte als Zeitgenosse des Kapellenbauers Vynhoven die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges am eigenen Leib erlebt – eine menschengemachte Katastrophe, die flankiert von der Pest eine dunkle Zeit prägte, was Gebildete Trost in der Literatur wie dem seinerzeit aktuellen „Simplicissimus“ suchen ließ: Satire half, der ganz konkret bedrohlichen und furchtbaren Realität im Kopf zu entkommen.

Der Einladung waren rund 100 Interessierte gefolgt. Stadtarchivar Udo Holzenthal gab einleitend gewohnt pointiert einen kurzen Einblick in die Biografie Vynhovens, anschließend lasen die drei Protagonisten abwechselnd Passagen aus dem „Simplicissimus“: Der Schelmenroman gilt als Hauptwerk von Grimmelshausen, erschien 1668 und wird als erster „Abenteuerroman“ einsortiert und nebenher als das wichtigste Prosawerk des Barocks in deutscher Sprache.

Uwe Schummer nutzte das Kapitel über die „Hirten – eine treffliche Unterweisung“, um auf die die Bedeutung von Hirten auch in der Stadt Willich abzustellen – man denke nur an die Skulptur des „Gänsejungen“ auf der Hochstraße in Schiefbahn. Sabine Mroch hielt einen Exkurs über die Sprachentwicklung, die mit der Lutherbibel einherging und so auf die deutsche Kultur ebenso maßgeblich wie nachhaltig Einfluss nahm.

Der Chor „Ergo Cantamus“ begleitete die Texte mit einer passenden Liedauswahl. Dabei zeigte die vom Land NRW als „Leistungschor“ ausgezeichnete Formation unter Leitung von Stefan Thomas ihr ganzes Können. Wobei das abschließende Lied „Jerusalem“ der Hoffnung Ausdruck verlieh, dass auch in der heutigen, krisengeplagten Zeit nicht der Krieg, sondern nur der Frieden ein Zusammenleben möglich erscheinen lässt.

(msc)