Willich/Tönisvorst: Fusion des ärztlichen Notdienstes ist gescheitert

Nachts sollte es nur einen Hausarzt für Willich und Tönisvorst geben. Die Mehrheit der Mediziner stoppte das Projekt. Ihre Obleute traten daher zurück.

Willich/Tönisvorst. Gescheitert. An dieser bitteren Pille haben Dr. Sebastian Boekels (Vorst) und Harald Hüsgen (Schiefbahn) ganz schön schlucken müssen. Als Obleute der Ärzte hatten sie sich seit Anfang des Jahres für einen gemeinsamen hausärztlichen Notdienst stark gemacht.

Gegen ihren Willen hat sich die Mehrheit ihrer Kollegen nun aber gegen eine Fusion der beiden Notdienst-Sprengel Willich/Vorst sowie St. Tönis ausgesprochen. Und mehr noch: Das Ende Februar gestartete Modellprojekt wurde beendet.

"Die Bedenkenträger haben sich durchgesetzt", kommentierte Dr. Boekels enttäuscht. Während der Schiefbahner Hausarzt Harald Hüsgen kritisierte, dass sich von Anfang an nur wenige Kollegen am Modellversuch beteiligt hätten, sieht sein Vorster Kollege die Entscheidung kritisch: "Hier wurde eine historische Chance vergeben. Ich sehe langfristig unseren selbstverwalteten Notdienst in Gefahr."

Zukunftsmodelle wie das einer gemeinsamen Notdienst-Praxis habe man sich verbaut. Beide Mediziner zogen Konsequenzen: Hüsgen gab sein Amt als Obmann für den Notdienst, das er jahrelang bekleidet hatte, auf. Und Sebastian Boekels kündigte an, nicht mehr länger stellvertretender Obmann bleiben zu wollen.

Das Modellprojekt sollte eigentlich bis Ende des Jahres laufen. Getestet wurde, ob der St.Töniser Notdienstbezirk und das "Ärztenetz Linker Niederrhein" (Stadt Willich und Vorst) fusionieren können. "Das Konzept sollte die Versorgung der Bevölkerung am Tag sicherstellen, bei gleichzeitiger Verringerung der für die Ärzte belastenden Nachtdienste", erläuterten die Initiatoren.

Sie räumten allerdings ein, dass es zu längeren Fahrzeiten und damit zu Wartezeiten für die Patienten kommen könne, wenn es nachts nur einen Hausarzt für beide Städte gäbe. Ein Problem sei das aber nicht, erklärte Sebastian Boekels: "Parallel zu unserem hausärztlichen Notdienst gibt es ja das Notarztsystem für lebensbedrohliche Fälle."

Sein Willicher Kollege Dr.Joachim Randhaxe hatte dies schon beim Start des Modellprojekt anders gesehen: "Die zeitnahe Versorgung der Patienten wird gefährdet", argumentierte er damals mit Blick auf lange Fahrzeiten. Ein Sichtweise, die sich jetzt durchsetzte. Randhaxe wurde als Nachfolger von Hüsgen zum neuen Obmann bestimmt.

Nach der Entscheidung werden die Bezirke Willich/Vorst einerseits und St. Tönis andererseits weiter getrennt fortgeführt. "Schade, dass eine Fusion mit St.Tönis nicht hinzubekommen war", bedauerte Boekels speziell aus seiner Vorster Sicht. Man müsse die Entscheidung der Kollegen aber respektieren.