Willich: Von Gipfel zu Gipfel
Gerade ist der Bergsteiger Michael Köhler von seiner zweieinhalb Monate andauernden Reise aus Bolivien nach Willich zurückgekehrt.
Willich. Die Fotos auf dem Bildschirm des Computers sprechen für sich. Schneebedeckte Gipfel, klirrende Kälte und eine unglaubliche Fernsicht. "Es ist unfassbar, wie weit man schauen kann. Die klare Luft und die fast bei Null liegende Luftfeuchtigkeit in der Trockenzeit machen es möglich. Einfach einmalig", schwärmt Michael Köhler.
Die Berge Boliviens sind es, die ihn so begeistert erzählen lassen. Zum ersten Mal reiste der Willicher Bergsteiger in das Land, wobei La Paz sein Ausgangspunkt für die ersten 5.000 bis 6.000 Meter hohen Gipfel war. Insgesamt bestiegt er in Bolivien und Peru bei seiner aktuellen Reise, die zweieinhalb Monate dauerte, zehn Gipfel. "Allein der Flughafen liegt auf 4.000 Meter Höhe. Es ist der höchstgelegene Verkehrsflughafen der Welt", berichtet der 43-Jährige.
Als "Aufwärmübung", wie er es selber bezeichnet, stand als erstes der 6.088 Meter hohe Guana Potosi an, einer der bekanntesten Berge Boliviens. Danach folgte der 6.540 Meter hohe Sajama, den Köhler überschritt und auf der anderen Seite wieder hinabstieg. "Angeblich war dies die dritte Überschreitung, die bis jetzt erfolgt sein soll, wenn man den Unterlagen glauben kann", berichtet er.
Anders als in bekannteren Kletterregionen mit entsprechend bekannten Bergen, sei das Bergsteigen in Bolivien doch noch etwas Spezielles. "Dort sieht man kaum andere Bergsteiger. Beim Sajama sind wir während der ganzen Tour keiner Menschenseele begegnet. Am Kora Puna war ich ebenfalls die ganze Zeit alleine. Auch die Routen sind nicht so wirklich vorgegeben", sagt der Willicher.
Köhler bestieg die Berge teilweise mit Freunden, die sich zeitversetzt ebenfalls in Bolivien aufhielten und teilweise auch alleine. Fehler kann er sich dabei keine erlauben, denn die sind schwer wiedergutzumachen. Abstieg per Luftrettung gibt es nicht, und auch Schutzhütten, in die man im Notfall einkehren könnte, sind nicht vorhanden.
Ob die Besteigung vom Ancohuma (6.400 Meter) mit Freunden oder der Alleingang auf den Koro Puna, den mit 6.439 Meter Höhe höchsten Vulkan Perus - Köhler ist immer fasziniert. "Ich sehe andauernd etwas anderes. Es sind Erlebnisse, die man nicht vergisst", sagt der Bergsteiger begeistert.
Seine Leidenschaft fürs Bergsteigen stammt übrigens aus den Kindertagen. "Schon als Kind war ich mit meinen Eltern wandern. Als Jugendlicher trat ich der Jugendgruppe des Deutschen Alpenvereins bei. Meine Begeisterung hat sich bis heute gehalten", sagt er. Sie ist so groß, dass er rund sieben Monate im Jahr auf Tour ist, wobei der studierte Musiker dabei auch geführte Trekkingtouren und Skiwanderungen anbietet. "Ich bleibe so in der Übung und verdiene meine Brötchen für die nächsten Touren", verrät er lachend.