Lehrermangel in NRW Willkommene Hilfen für die Lehrkräfte

DÜSSELDORF · An Grundschulen und Förderschulen in Nordrhein-Westfalen sind mittlerweile knapp 700 Alltagshelferinnen und -helfer im Einsatz.

NRW-Schulministerin Dorothee Feller (rechts) bei der Pressekonferenz im Landtag in Düsseldorf. Neben ihr die Alltagshelferinnen Kübra Kacar (links) und Yvonne Dominas.

Foto: dpa/Christoph Reichwein

An den Schulen in Nordrhein-Westfalen fehlen Lehrkräfte. Das beklagt die zuständige Schulministerin Dorothee Feller (CDU): „Der Lehrkräftemangel ist und bleibt auch in den kommenden Jahren die größte Herausforderung für unsere Schulen. Wir befinden uns auf einem Marathonlauf, für den wir einen langen Atem brauchen.“

Die SPD-Opposition im NRW-Landtag drückt es angesichts der jüngsten Ergebnisse einer Studie zu schwachen Schülerleistungen drastischer aus. Dilek Engin, schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, sagt: „NRW gerät immer tiefer in die Bildungskatastrophe. So kann es nicht weitergehen. Die Handlungskonzepte von Frau Feller sind unzureichendes Klein-klein, die den zunehmenden Herausforderungen in keiner Weise gerecht werden.“

Die Handlungskonzepte, mit denen Ministerin Feller gegen den Personalmangel an Schulen vorzugehen versucht, hatte sie bereits im vergangenen Dezember vorgestellt.

Am Montag nun präsentiert sie auf einer Pressekonferenz im Düsseldorfer Landtag erste Ergebnisse. Da geht es um für Lehrerinnen und Lehrer durchaus einschneidende Maßnahmen: gezielte Abordnungen des Lehrpersonals von besser versorgten an unterversorgte Schulen. Ein Umzug oder weitere Fahrten zum Arbeitsplatz sind die Folge für die Betroffenen. Und da geht es darum, dass der Wunsch nach Teilzeitarbeit nicht mehr im bisherigen Ausmaß genehmigt wird (Details zu diesen beiden Maßnahmen im Infokasten).

Und es gibt ein neues Instrument, Lehrerinnen und Lehrer gezielt von Aufgaben zu entlasten, damit diese sich stärker auf ihren Unterricht konzentrieren können. Seit dem Frühjahr können Grundschulen und Förderschulen Alltagshelferinnen und Alltagshelfer einstellen. Diese müssen keine formelle Qualifikation nachweisen. Die Einstellungsentscheidung trifft die Schulleitung. Die Stellen werden als Tarifstellen mit einer regelmäßigen wöchentlichen Arbeitszeit von maximal 30 Stunden ausgeschrieben.

Feller zieht eine Zwischenbilanz. Mit Stand 9. Oktober seien bereits 697 Alltagshelferinnen und Alltagshelfer eingestellt worden. Dass solche Assistentinnen und Assistenten eine „hoch willkommene Hilfe“ (Feller)  für die Schulen sind, bestätigt Astrid Röwekamp. Sie ist Schulleiterin an einer Grundschule mit 440 Kindern in Gelsenkirchen Schalke. Darunter auch Schüler, die weder Deutsch sprechen, noch einen Kindergarten besucht haben. Und denen entsprechend „Basiskompetenzen fehlen“, wie Röwekamp es ausdrückt. Das bringe besondere Herausforderungen mit sich.

An ihrer „Regenbogenschule“ sind mittlerweile fünf Alltagshelferinnen eingestellt worden, die gezielt die Lehrkräfte des ersten Schuljahrs unterstützen. Das heißt laut Röwekamp: „Sie nehmen die Schüler morgens in Empfang oder helfen ihnen beim Umziehen für den Sportunterricht“. Nicht nur seien die Kolleginnen „mehr als dankbar“ für diese Unterstützung. Auch für die Kinder, die ja oft Angst vor diesem neuen Lebensabschnitt hätten,  seien sie eine große Hilfe. „Die Alltagshelferinnen können sich für die Kinder mehr Zeit lassen als die  Lehrkraft. Sie finden ermutigende Worte, sind auch in der Pause ansprechbar für die Kinder.“

„Das ist für mich wie eine Familie“

Röwekamp hat zwei der fünf Alltagshelferinnen mitgebracht zu der Pressekonferenz im Düsseldorfer Landtag. Yvonne Dominas ist gelernte Friseurin. „Ich bin total glücklich“, sagt die 39-Jährige. Wir wurden so nett aufgenommen, duzen uns mit den Lehrerinnen. Und nehmen diesen viele kleine Aufgaben im Alltag ab. Kübra Kacar ist eigentlich Zahnarzthelferin. Die zweifache Mutter schwärmt davon, wie schnell sie eine herzliche Bindung zu den Kindern aufgebaut habe. „Das ist für mich wie eine Familie, viel mehr als Arbeit“, sagt die 31-Jährige. „Und wir merken, wie dringend wir gebraucht werden, mit manchen Kindern können wir uns am Anfang nur in Zeichensprache unterhalten.“

Wie viele männliche Alltagshelfer es gibt, weiß Ministerin Feller nicht. „Ich vermute, dass die Mehrzahl weiblich ist“, sagt sie. Zwar ist die Anzahl der Stellen nicht unbegrenzt, derzeit sind landesweit noch 35 ausgeschrieben. Aber wer Interesse hat, kann sich an einer Grundschule erkundigen. Feller sagt, die Alltagshelferinnen und Alltagshelfer würden auf unbesetzten Lehrerstellen eingestellt. Das heiße aber nicht, dass dies der Einstellung neuer Lehrkräfte im Wege stehe. „Grundschulen müssen da kein Entweder-Oder befürchten“, verspricht die Ministerin.