2000 Demonstranten beim Warnstreik auf dem Markt
Lautstark machten die Gewerkschafter aus der Region ihrem Ärger bei der Kundgebung Luft.
Mönchengladbach. Schon der Zug der Demonstranten über den Bismarckplatz ist imposant. Gegen 8.30 Uhr sind rund 500 Streikende des öffentlichen Dienstes am Busdepot der NEW an der Rheinstraße gestartet. Trillerpfeifen schrillen. Junge Gewerkschafter sprühen mit Schablonen „Wir sind es wert“ auf den Asphalt.
Oben am Alten Markt treffen die Männer und Frauen auf die Demozüge von der Voltastraße und der Bettrather Straße. Mechthild Schratz, Verdi-Geschäftsführerin des Bezirks linker Niederrhein, stimmt die Teilnehmer des Warnstreiks ein. „Statt Ehrensold für gescheiterte Präsidenten, mehr Geld für arbeitende Menschen“, ruft sie von der Bühne durchs Mikro und bekommt lautstark Antwort.
Auch Birte Coun von der Verdi-Jugend unterstreicht die Forderungen der Auszubildenden im Öffentlichen Dienst. 100 Euro Lohnerhöhung, Begleichen der Fahrtkosten zur Berufsschule und eine Jobgarantie nach der Ausbildung. „Das ist nicht unverschämt. Unverschämt sind die, die uns nicht ordentlich bezahlen.“
Rund 2000 Menschen sind auf dem Alten Markt, stehen Schlange an der Suppenküche und an den Ständen, an denen die Streiklisten ausliegen. „Das ist enorm“, sagt Schratz erfreut. „Da sieht man, dass richtig Dampf im Kessel ist.“ Die Gewerkschaft fordert 6,5 Prozent mehr Lohn, mindestens jedoch 200 Euro pro Monat. „Am 13. März ist die nächste Verhandlungsrunde, wenn die Arbeitgeber wieder keinen Vorschlag machen, wird richtig gestreikt.“
„Unsere Abschlüsse waren in den vergangenen Jahren immer unterhalb derer für die Privatwirtschaft“, begründet Uwe Sandmann seine Unzufriedenheit. Er ist Mitarbeiter der Krefelder SWK Mobil. er ist mit seinen Mitstreitern mit zwei Gelenkbussen zu der zentralen Kundgebung nach Mönchengladbach gekommen ist.
Auch 40 Mitarbeiter der Sparkasse Krefeld sind mit beim Streik. Die Personalratsvorsitzende Petra Balters sagt: „Gewerkschaftsarbeit ist in den Sparkassen nicht besonders präsent. Wir sind zum ersten Mal dabei.“ Bei dem Engagement hat sie vor allem an die Einstiegsgehälter junger Mitarbeiter im Blick. „Die können davon keine Familie ernähren. Und stehen schlechter da als die Kollegen der Privatbanken.“ Sie fürchtet ein Abwandern dorthin.
Private Arbeitgeber sind für die Busfahrer der Mönchengladbacher NEW, die sich am Streik beteiligen , keine Alternative. „Dort sind die Bedingungen noch schlechter“, sagt ein Mitarbeiter. „Meine Leistung muss mehr gewürdigt werden“, sagt ein anderer.
Auch hier missfallen die niedrigen Einstiegslöhne. „Wenn die Kosten für Gas und Elektrik steigen und der Sprit inzwischen 1,70 Euro kostet, reicht das Geld nicht mehr.“ So sehen das auch die GEM-Mitarbeiter, die zu zweit gekommen sind. „Wenn richtig gestreikt wird, sind wir alle dabei.“
14 Kindertagestätten in der Stadt wurden bestreikt. Mitarbeiter der städtischen Abteilung für Grünflächen legten ihre Arbeit nieder. Weil einen Tag lang keine Busse fuhren — auch nicht die Shuttle-Busse für Schüler —, fiel der Schwimmunterricht aus. Und wegen protestierender Hausmeister blieben die Sporthallen zu.
Auch vier Politessen des Gladbacher Ordnungsamtes gingen auf die Straße. Aber ihre Kolleginnen waren fleißig: Beispielsweise am Bismarckplatz klemmten trotzdem Strafzettel hinter den Scheibenwischern der Autos.