Achtjähriger stirbt nach Unfall

Auch seine siebenjährige Cousine wurde schwer verletzt. Gaffer stellten Videos vom Unfallort ins Internet.

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Die Stadt trauert um einen kleinen Jungen, der am Donnerstag auf der Kölner Straße von einem Auto erfasst wurde und wenig später starb. Kerzen, Blumen und Kuscheltiere sind am Unfallort niedergelegt.

Es müssen sich dramatische Szenen abgespielt haben nach dem Unfall, bei dem auch die siebenjährige Cousine des Jungen schwer verletzt wurde. Die beiden waren gemeinsam unterwegs gewesen. Unmittelbar nach dem Zusammenstoß mit dem Pkw kümmerten sich zwei Passantinnen um die am Boden liegenden, schwer verletzten Kinder. Bis zum Eintreffen der Rettungskräfte leisteten sie Erste Hilfe.

Dafür gab es gestern den ausdrücklichen Dank der Polizei. Schnell waren auch Angehörige zum Unfallort geeilt, darunter auch die Mutter des Jungen. Sie geriet angesichts der tragischen Situation völlig außer sich, musste in eine Klinik gebracht werden, wo sie auch seelsorgerisch betreut wurde. „Es gab viele Tränen am Unfallort“, sagt Polizeisprecher Jürgen Lützen.

Was zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt war: Gaffer hatten die dramatischen Szenen per Handy aufgenommen und die Bilder und Videos auf Facebook hochgeladen, von wo sie verbreitet und geteilt wurden. Die Polizei ging gestern mit der dringenden Bitte an die Öffentlichkeit, diese Bilder aus Pietätsgründen nicht mehr zu teilen: „Eine Vielzahl betroffener Menschen werden dieses tragische Ereignis irgendwie bewältigen müssen. Ersparen Sie diesen Menschen bitte, in dieser Situation auch noch mit solchen Bildern und Videos konfrontiert zu werden.“

Der genaue Unfallhergang ist noch nicht geklärt. Bekannt ist Folgendes: Eine 54-jährige Autofahrerin befuhr gegen 15.50 Uhr die Kölner Straße aus Richtung Schleestraße kommend in Richtung L 19. Als die beiden Kinder die Fahrbahn von rechts nach links querten, wurden sie von dem Auto erfasst. Warum sie plötzlich auf die Straße liefen, ob sie Ball oder mit ihren Smartphones spielten, muss noch ermittelt werden. Am Unfallort fiel das Wort „Pokémon“. Doch ob die Kinder tatsächlich beim Versuch, virtuelle Fantasiefiguren zu fangen, verunglückten, dafür gibt es nach Polizeiangaben keine gesicherten Anhaltspunkte. Die Smartphones der Kinder müssen erst ausgewertet werden. Noch sei nicht einmal geklärt, ob Cousin und Cousine die Handys in der Hand hielten oder am Körper trugen. Auch die Zeugenanhörungen sind noch nicht abgeschlossen.

Das verunglückte Mädchen befindet sich nach einer Operation in einem stabilen Zustand. Die Fahrerin des Unfallwagens, die einen schweren Schock erlitt, liegt ebenfalls noch im Krankenhaus. Schulpsychologen kümmern sich um die Mitschüler der Opfer.

Im Netz wurde der tödliche Unfall auch zum Anlass genommen, um über die Verkehrssituation an der Kölner Straße zu diskutieren. Gestartet wurde bereits eine Unterschriftenaktion für eine Tempo-30-Zone.