Wie schwer ist Fliegen?
Durch den neuen Boeing-737-Simulator am Flughafen stellt sich die Frage: Können Laien ein Flugzeug steuern? Ein Selbstversuch.
Anfangs ist es eher eine Seitenlage, und die ist nicht mal als sonderlich stabil zu bezeichnen. Die Boeing 737 liegt arg windschief in der Kurve, und sie schwankt ungefähr in demselben Maße, wie das Sangre-de-Cristo-Gebirge näherkommt. Alles im Cockpit blinkt, summt, zirpt oder piept besorgniserregend. Dass das Flugzeug trotzdem nicht an den südlichen Ausläufern der Rocky Mountains im US-Bundesstaat New Mexico zerschellt, ist dann auch weit mehr meinem Co-Piloten zu verdanken als mir selbst. Peter Dirim weiß mit seinen 18 000 Flugstunden nämlich genau, was er tut, während ich zum ersten Mal ein Steuerhorn in den Händen halte.
Zum Glück ist das keine echte Maschine, sondern „nur“ ein Flugsimulator. Der 150 000 Euro teure Apparat steht seit Mai am Flughafen, genauer gesagt bei der Charterfluggesellschaft Westavia. Angeboten werden die simulierten Flüge über das damit verbandelte Unternehmen Aerotask. „Wir haben ein Original-Cockpit mit allen Schaltern und Funktionen, dazu eine 25 Quadratmeter große Leinwand“, erläutert Westavia-Geschäftsführer und Pilot Rolf Schumann. „Man kann hiermit jeden der weltweit 24 000 Flughäfen anfliegen, ebenso können Notfallsituationen und jegliche Wetterszenarien simuliert werden.“ Snacks und Getränke gibt es obendrauf.
Die Vielzahl an Schaltern, Symbolen und blinkenden Elementen überfordert mich zunächst völlig. Deswegen bleibt das Flugzeug auch nicht wirklich auf Kurs. Peter Dirim ruft Anweisungen: „Links! Ziehen! Hochziehen! Viel zu viel, nein, nicht so nah!“ Wären Passagiere an Bord, denke ich mir, dürfte der eine oder andere bereits zur Spucktüte greifen. Erst nach einigen Minuten entwickle ich ein Gefühl für das Höhenruder, dafür, dass sich die Richtungsänderungen immer erst etwas zeitverzögert einstellen. So eine Boeing ist schließlich kein Kleinwagen. Sobald die Steuerung einigermaßen funktioniert, kann ich mich langsam auch den wichtigsten Bildschirmen zuwenden, die mir anzeigen, in welche Richtung ich unterwegs bin und ob ich parallel zur Horizontlinie fliege. Erstaunlich finde ich, wie klein das eigentliche Sichtfenster eines Piloten offenbar ist.
Schumann steigt gerade erst in Werbung und Vermarktung ein, doch schon rund 50 Testflieger waren mit dem Simulator unterwegs. „Viele fliegen gerne nach Salzburg, wegen des Bergpanoramas“, sagt der Pilot.
Im Gegensatz zu den millionenschweren Full-Flight-Simulatoren für Profi-Piloten, wie sie etwa direkt nebenan die Flugschule RWL betreibt, richtet sich das Angebot in erster Linie an Laien — für Firmenveranstaltungen oder sogar Kindergeburtstage (ab zehn Jahren). „Wir wollen aber auch Seminare gegen Flugangst anbieten“, sagt Schumann.
Am Ende des Trips durch New Mexico und um Düsseldorf herum bin ich schweißgebadet, habe ich doch beim Versuch, die Landebahn zu treffen, noch einige Häuser und Bäume umgenietet. Aber Spaß hat es auf jeden Fall gemacht.
“ Die Flüge werden zunächst für 159 Euro die Stunde angeboten.
www.aerotask.de