"African Moon" - Eine Reise ins Herz der Finsternis
Regisseur Matthias Gehrt inszeniert „African Moon“ als Seelendrama mit politischem Hintergrund
Mönchengladbach. So doppelbödig wie der Titel, so ist auch die Studio-Aufführung: Denn „African Moon“ bezeichnet nicht nur eine schwer apathisch machende Krankheit. Es ist auch der Ausdruck einer Traumvorstellung der verstorbenen Amy in dem gleichnamigen Theaterstück, das nun im Studio des Gladbacher Theaters Premiere feierte.
Schauspieldirektor Matthias Gehrt inszenierte „African Moon“ des irisch-nigerianischen Schriftstellers Gabriel Gbadamosi als ein vielschichtiges Seelendrama, bei dem die vier Figuren des Stücks in einen Medikamentenskandal verwickelt werden. In einem Gefühlsdschungel der zerplatzten Träume bewegen sich dabei vier weiße Europäer irgendwo in Afrika, in einer Krankenstation, in der es von Anfang an unheimlich und finster zugeht. Nora besucht diesen Ort des Schreckens, auf der Suche nach Amys verschollenem „Onkel“ Paul, der eigentlich der leibliche Vater ist. Dort leitet Paul König eine Krankenstation, in dem gefälschte und verdorbene Impfstoffe an afrikanische Kinder von einem selbst schon verwirrten Krankenpfleger verteilt werden. Und ein Journalist, der bestellt wurde, scheint hier schon den großen Skandal zu entdecken.
90 Minuten lang dauert das intensive Kammerspiel, das vor allem dank einer ausgeklügelten Licht-Soundtechnik eine Dschungel-Atmosphäre verbreitet. Rund zwei Dutzend Lautsprecherboxen hängen wie Lianen von der Decke und beschallen den kleinen Bühnenraum mit einer Soundcollage aus Musik und Naturgeräuschen. Währenddessen liefern sich die Akteure im grün-blauen Dunst auf einer riesigen Rot-Kreuz-Plane hitzige Wortgefechte.
Getragen wird diese emotionale Reise ins Herz der Finsternis von teilweise hervorragenden Schauspielerleistungen. Bravourös verkörpert Marianne Kittel die zunächst viele Fragen stellende, dann aber ernüchternde Antworten erhaltende Nora zwischen Wut und Trauer. Joachim Henschke mimt den frustrierten Zyniker Paul im beschmierten Kittel, Felix Banholzer spielt Journalist als Motorrad-Cowboy und Christopher Wintgens schleppt sich als paranoider Haufen Elend durch die Szenen.
Die Bilanz am Ende — „das Einzige, was hier sich verändert, ist das Wetter“ — fällt dann auch ernüchternd aus. Denn so beeindruckend die Inszenierung begann und sich entwickelte, so verliert sie zunehmend an Spannung. jek