Odenkirchener Damen reisen in den Bärenwald
Nach einigem Hin und Her und einer Betäubung wurde das Trio in der Nacht nach Müritz gebracht.
Mönchengladbach. Bären-Dame Mary (26) liegt bewusstlos neben ihrem Gehege. Frank Göritz, leitender Veterinärmediziner am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung Berlin, hat das Tier mit einem Pfeil aus einer Narkosepistole betäubt. Jetzt bekommt das Tier einen „Medi-Check“: Der Arzt untersucht Zähne, Pfoten und Fell. Er röntgt Kopf und Hüfte und behandelt das Tier vorsorglich gegen Parasiten. Er nimmt der Bärin Blut ab und pflanzt ihr einen Mikrochip unter die Haut.
Mary wurde betäubt, um mit ihren Töchtern Clara (20) und Sonja (20) in den Bärenwald Müritz/Mecklenburg-Vorpommern gebracht zu werden. Ihr neues Zuhause. Die jüngeren Tiere machen die gleiche Prozedur mit.
Während des sechsstündigen Transports in ihrer Transportbox in der Nacht sind die Tiere nicht mehr betäubt. Mit dabei sind sieben Helfer der Tierschutzstiftung „Vier Pfoten“, Träger des Bärenwaldes. Andreas Hoppe, Schauspieler und bekannt als Tatort-Kommissar Mario Kopper, ist bei der ganzen Aktion dabei: Ihn habe die Sehnsucht, sich für Bären einzusetzen, auf seinen Kanada-Reisen gepackt. Er kämpfe für zwei Berliner Bären, die in einem viel zu kleinen Gehege untergebracht seien.
Nun übernimmt er die Patenschaft für Mary. „Es ist mir wichtig, meine Bekanntheit für gute Sachen einzusetzen“, sagt Hoppe. Er ist nah dabei, hält den Tropf der betäubten Bärin und öffnet im Bärenwald die Transportbox „seiner“ Mary. Auch viele neugierige Besucher sind dabei und gucken durch den Zaun: „Das ist so, als ob wir in eine neue Wohnung ziehen“, sagt Angelika Sieben (58) zu ihren staunenden Enkelinnen Lena (4) und Jule (2).
Der Vorstand des Odenkirchener Tiergartens mit Vorstandsvorsitzendem Ulrich Lindner (67) hatte nach Kritik an der Bären-Haltung Kontakt zu „Vier Pfoten“ aufgenommen. Zweimal wurde der Umzug verschoben.
Im Tierpark hatten die Drei ein Gehege mit zwei Betongräben auf einer Gesamtfläche von 500 Quadratmetern. Das wird sich schlagartig ändern. Die Fläche des Bärenwaldes Müritz ist 16 Hektar groß und bietet einen natürlichen, weitläufigen Lebensraum mit Mischwald, Wiesenflächen und Waldlichtungen. Es gibt einen kleinen, natürlichen Bach und Teiche. „Bären brauchen viel Platz in freier Umgebung“, sagt Carsten Hertwig, Geschäftsführer der Bärenwald Müritz gGmbH. „Sie haben hier Versteckmöglichkeiten, können Höhlen graben und Futter suchen“, so Hertwig. Weiterer Grund für den Umzug: Die Bären haben dort 16 Kumpanen. „Wenn eine unserer Bärinnen stirbt, wären die anderen also nicht allein“, sagt Tiergartenchef Norbert Oellers. Künftig wird es in Odenkirchen keine Bären mehr geben.