Angeklagte sollen ihr Opfer gefesselt haben
Einem 22- und einem 19-Jährigen wird vor Gericht Menschenraub und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.
Mönchengladbach. Erpresserischen Menschenraub und gefährliche Körperverletzung wirft der Staatsanwalt den jungen Männern im Prozess vor der Ersten Großen Jugendkammer des Mönchengladbacher Landgerichts vor. Sowohl der Mönchengladbacher (22) als auch der jüngerere Mitangeklagte (19) bestreiten die massiven Vorwürfe nicht, überließen es aber ihren Anwälten, eine geständige Aussage vorzutragen. „Ja, so war es“, gaben die beiden anschließend zu. Beide haben bereits seit ihrem 13. Lebensjahr Drogen konsumiert.
Sie wollten dem Opfer, einem 17-jährigen Schüler, eine Abreibung verpassen, erklärten sie gestern im Gerichtssaal. Offensichtlich ging es dabei um Drogengeschäfte. Der Schüler sollte in ihrem Auftrag Marihuana verkaufen. Aber der 17-Jährige habe von der Drogenmenge etwas „für sich abgeknapst“, so die Angeklagten. Außerdem schulde er ihnen ein paar hundert Euro. Deshalb hätten sie den 17-Jährigen am 18. August 2014 gezwungen, sie in die elterliche Wohnung des älteren Mönchengladbachers zu begleiten und dort in einer Kammer an einen Stuhl gefesselt, geschlagen und bedroht. „Ein Holländer wird dich abholen und auf den holländischen Männerstrich bringen“, sollen sie dem 17-Jährigen gesagt haben.
Ein Drogenkunde habe ihn damals abgefangen und zur Wohnung des 22-Jährigen gebracht. „Die wollten Geld von mir“, so der Schüler. In der kleinen Kammer sei er mit einem Elektrokabel gefesselt und in einen Karton gesteckt worden.
„Den Mund verklebten sie mit Klebeband und schlugen mich“, so das Opfer gestern. Danach fesselten sie ihn mit Händen und Füßen an einen Stuhl. Das Drogengeld habe er tatsächlich weitergegeben, wollte aber den Empfänger nicht preisgeben, beteuerte der 17-Jährige. Ein oder zwei Stunden habe er, eine Zeit lang auch ganz allein, in der Kammer verbracht. Nachdem der ältere Angeklagte die Wohnung bereits verlassen hatte, ließ der 19-Jährige das Opfer frei. Kurz danach traf die Familie des 17-Jährigen ein. Er hatte sie mit dem Handy informiert.
Im Gerichtssaal entschuldigten sich am Ende die Angeklagten bei dem Opfer und reichten ihm die Hände. Der Prozess wird fortgesetzt.