Straßen blockiert So demonstrierten die Landwirte in Mönchengladbach

Update | Mönchengladbach · Die Proteste der Landwirte hatten erhebliche Verkehrsbeeinträchtigungen zur Folge. Trotzdem zeigten sich viele Menschen solidarisch mit den Bauern. Über die Hintergründe der Demos und die Reaktionen der Bürger.

Am Montagmorgen haben Landwirte die Kreuzung an der L 390/ Krefelder Straße blockiert. Dadurch staute sich der Verkehr im Bereich Neuwerk deutlich an. Die Polizei war im Einsatz.

Foto: Carsten Pfarr

Stillstand im Berufsverkehr. Eigentlich müsste sie nur kurz links abbiegen, dann wäre die junge Frau an ihrem Arbeitsplatz. Doch eine Blockade auf der Kreuzung L 390/ Neersbroicher Straße weiß das zu verhindern. „Ich finde die Aktion gut. Aber für mich persönlich ist das auch anstrengend“, sagt die Autofahrerin, die zu dem Zeitpunkt schon 45 Minuten zu spät zur Arbeit kommen wird – obwohl sie früher losgefahren ist. Verständnis für die Landwirte, die dort gerade die Kreuzung blockieren und für ein Verkehrschaos sorgen, hat sie dennoch. Genau wie die Dame im Auto hinter ihr: „Ich weiß, dass die das machen müssen. Wie sonst sollen die Landwirte auf sich aufmerksam machen?“

Mit Traktoren und Fahrzeugen von Privatpersonen und Unternehmen, die sich mit den Landwirten solidarisieren, blockieren die Demonstrierenden am Montagmorgen wichtige Kreuzungen entlang der L 390 in Neuwerk. Wer auf die A 44, zur A 52, stadtein- oder stadtauswärts fahren möchte, muss Zeit mitbringen. „Da vorne habe ich schon eine halbe Stunde gestanden, jetzt stehe ich hier wieder“, sagt ein Autofahrer genervt. „Ich will nur zur Arbeit“. Auch ein Brummi hat „kein Verständnis“ für die Proteste. „Die Kunden fragen schon, wo ich bleibe.“

Gegen 9 Uhr lösen sich die Blockaden in Neuwerk auf, der Verkehr fließt wieder. Dort. Denn das ist nicht die einzige Protestaktion in Mönchengladbach. Vier Stück waren der Polizei im Vorfeld gemeldet worden. Und einige der Landwirte setzen sich nach ihren Mahnwachen in Kolonnen in Bewegung. 130 bis 140 Traktoren sind es laut Polizeiangaben über das Stadtgebiet verteilt. Hupend ziehen sie durch Straßen, machen ihrem Unmut mit Schildern Luft. „Ideologie macht nicht satt“ ist dort zu lesen, „Stoppt die Ampel“ oder „Zu viel ist zu viel“. Denn Anlass der Demos ist ein mittlerweile verworfenes Vorhaben der Bundesregierung. Die wollte die Subventionen für Kraftstoff wegfallen lassen und die Kfz-Steuer für Land- und Forstwirtschaft einführen.

Nach Protesten gab es Zugeständnisse. Das alleine beruhigt die Landwirte aber nicht. „Noch ist die Sache nicht durch“, sagt Tobias Nöhles, der die Demonstration in Neuwerk organisiert hat, mit der ein „deutliches Zeichen“ gesetzt werden sollte. Und Heribert Franken sagt: „Wir Landwirte werden seit Jahren gegängelt – Verordnungen und Einschränkungen ohne Ende. Der Agrardiesel und die Kfz-Steuer waren nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.“ Von der Regierung halten die Bauern offenkundig wenig: Die Ampel würde „die Sache gegen die Wand fahren“, sagt beispielsweise Thomas Waden. Auch auf den Schildern an den Autos wird immer wieder ein Rücktritt der Regierung gefordert. Dabei ist den Landwirten wichtig zu betonen: „Nicht jeder, der mit der Politik nicht einverstanden ist, ist automatisch ein Rechter“, sagt Waden.

Und noch etwas ist den Bauern wichtig: „Wir stehen hier für Jedermann ein“, sagt Tobias Nöhles. Denn wenn Subventionen gestrichen würden, würden Lebensmittel für den Mittelstand, für Rentner, für Arbeitslose unbezahlbar. Und auch die Landwirte selbst sind in Sorge, wie Michael Hoffmann sagt. Die Unsicherheit treibe sie um. Keiner wisse, welche Regelungen als nächstes auf sie zukämen: „Man muss außerdem sehen, dass wir unsere Produkte nicht nur in Deutschland vertreiben, sondern auch international. Aber wenn unsere Kosten hier immer weiter steigen, sind wir nicht mehr konkurrenzfähig“, erklärt Hoffmann. Auf die Frage, ob sie Angst haben, bald zum Aufgeben gezwungen zu sein, reagieren die Landwirte verhalten. Daran möchte noch keiner so richtig denken.

Die Unterstützung in der Bevölkerung ist während der Umzüge deutlich zu sehen. Immer wieder winken Passanten den Landwirten zu und zeigen einen Daumen nach oben. Und das, obwohl sich zeitgleich der Verkehr staut, Straßen und Kreuzungen vorsorglich von der Polizei abgesperrt werden. Die spricht insgesamt von einem „störungsfreien Verlauf“ der Demos. Es habe „die erwartbaren Verkehrsbeeinträchtigungen mit einer Spitze in Neuwerk“ gegeben, sagt ein Polizeisprecher. Und auch die Landwirte sind zufrieden: Am Montag sei „ein Akzent gesetzt worden, um auf die Situation aufmerksam zu machen“, sagt Heribert Franken: „Und dabei war uns wichtig, dass wir alle Menschen mitnehmen.“