Flüchtlingsunterkünfte Wie Mönchengladbach Geflüchtete unterbringt
Mönchengladbach · Um genug Wohnraum zu haben, setzen einige Städte in Deutschland auf so genannte Tiny Houses. Für Mönchengladbach sind solche Mini-Häuser für diesen Zweck zurzeit keine Option. Warum das so ist.
Spätestens mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine ist das Thema Flucht wieder im Zentrum der politischen Debatten angekommen – und dabei wird es absehbar wohl bleiben. Länder und Kommunen fragen sich, wie sie die vielen Menschen unterbringen sollen, die in Deutschland Schutz suchen.
In Mönchengladbach ist das nicht anders. Die Stadt habe einen guten Weg gefunden, attestiert ihr Ute-Helene Becker, die Vorsitzende des Mönchengladbacher Flüchtlingsrats. Dieser setzt sich für die Rechte von Geflüchteten ein, berät und unterstützt sie. „Mönchengladbach hat eine sehr kluge Unterbringungspolitik gemacht“, sagt Becker. Klug sei besonders der Fokus, den die Stadt auf die Selbstständigkeit der Menschen lege – und damit idealerweise auch auf eine eigene Wohnung.
Kommen Asylsuchende in Deutschland an, werden sie auf die Bundesländer verteilt und gelangen über mehrere Unterbringungseinrichtungen schließlich in die Städte und Gemeinden. Diese Einrichtungen sind Sammelunterkünfte, in denen viele, sich fremde Menschen auf vergleichsweise engem Raum zusammenleben müssen. Privatsphäre gibt es kaum und auch kaum Möglichkeit, sich das eigene Leben zu organisieren. „In der Erstaufnahmeeinrichtung zum Beispiel haben Menschen überhaupt keine Möglichkeit, sich selbst zu verpflegen“, sagt Becker. Auch in städtischen Gemeinschaftsunterkünften gebe es nur teilweise die Möglichkeit, dass Menschen selbstständig wirtschaften und haushalten können.
Nach Angaben der Stadt Mönchengladbach leben 146 Geflüchtete in von der Stadt zugewiesenen Wohnungen und 240 in kommunalen Übergangseinrichtungen (Stand Dezember 2023). Auch diese seien ausdrücklich keine Sammelunterkünfte, sondern „Wohnheime mit Gemeinschaftseinrichtungen.“ Auch seien nicht alle der Stadt zugewiesenen Personen dazu verpflichtet, in solchen Unterkünften zu leben. „Viele haben bereits erste Schritte der Integration gemacht und leben in selbst angemieteten Wohnungen“, wie ein Sprecher der Stadt erläutert.
Laut nordrhein-westfälischem Flüchtlingsrat sind die Vorteile, die mit der Unterbringung in Privatwohnungen einhergehen, zahlreich. Dazu gehören auch die besseren Möglichkeiten zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, das psychische Wohlbefinden und ein vermindertes Konfliktpotenzial, das es in den engen Sammelunterkünften gebe. Dadurch entstünden weniger Folgekosten für die jeweilige Kommune und die Akzeptanz in der Bevölkerung werde erhöht.
Ein Punkt, der besonders für weniger wohlhabende Kommunen entscheidend sein könnte, sind die laut Flüchtlingsrat geringeren Unterbringungskosten. Die Miete für entsprechende Sammelunterkünfte, die Verpflegung der Menschen und etwa der Sicherheitsdienst seien Kostenpunkte, die demnach geringer aus- bzw. wegfallen würden.
Das sind Vorteile, die auch etwa die Stadt Leverkusen sieht, die seit 2002 ein Modell umsetzt, bei dem Geflüchtete vor allem in Privatwohnungen untergebracht werden sollen. Der Kostenfaktor sei jedoch nicht entscheidend, sondern vielmehr der „sozial-integrative Aspekt“, wie eine Sprecherin sagt. Das Modell eröffne den Geflüchteten „deutlich bessere Möglichkeiten der Integration in den Stadtteil“.
Die Stadt Erwitte hat noch eine weitere Möglichkeit ersonnen. Sie hat Tiny Houses für geflohene Menschen aufgestellt. Neben mehr Privatsphäre und verminderten Konfliktpotenzial sei ein Vorteil, dass sich darin lebende Personen „stärker mit ihrem neuen Zuhause identifizieren“ und dann auch achtsamer damit umgingen, wie ein Stadtsprecher mitteilte. Außerdem: „In Sachen Nebenkosten und Instandhaltung wird von geringeren Kosten ausgegangen.“ Insgesamt würden sie zumindest nicht höher.
Könnte das im Notfall auch eine Möglichkeit für Mönchengladbach sein, um die Kapazitäten für privateren Wohnraum zu erhöhen?
Akut steht das wohl nicht zur Debatte, aber: „Tiny Houses können eine Alternative sein, wenn wieder mehr Geflüchtete ankommen als in den bestehenden Einrichtungen oder Wohnungen untergebracht werden können“, sagt ein Sprecher der Stadt.