Bibelfeste Gassenhauer

Pfarrer Harald Josephs und seine Band kombinieren theologische Ansichten des Apostels Paulus mit kölschem Liedgut.

Mönchengladbach. "Denn vor’m Herrjott simmer glich", finden die sechs Band-Mitglieder, die die kölsch-katholische Andacht in der Pfarrkirche St. Mariä-Himmelfahrt gestaltet haben. Passend zum Paulus-Jahr - der Apostel wurde laut Historie im Jahre 8 nach Christus geboren - wagen sie sich an eine besondere Betrachtung seiner Theologie: Im Wechsel mit hochdeutschen Bibelpassagen und Gladbacher Plattdeutsch spielen die Musiker, allen voran Pfarrer Harald Josephs, echt kölsche Lieder, u.a. von Bläck Fööss und Höhnern.

"Anfangs sind die Besucher noch zögerlich, wissen nicht so recht, ob sie in der Kirche überhaupt fröhlich sein dürfen", beobachtet Schlagzeuger Lothar Ricken immer wieder.

Doch spätestens nach dem ersten Hit "Mir sin wie mer sin" können und wollen viele ihre Füße und Hände nicht mehr still halten. "Schon das erste Lied hat das Eis gebrochen", wird auch Zuhörerin Ingrid Hauser-Schwiers später begeistert sagen.

Für Toleranz und Akzeptanz werben die Musiker auch in den Liedern "Nemm mich su wie ich bin" oder "Lück wie du un’ ich". Viele Zuhörer haben sich "warmgeklatscht", Jacken werden ausgezogen, die ersten Sitznachbarn beginnen zu schunkeln.

Ernster wird die Stimmung beim Thema Sterblichkeit. Paulus hat sie nie abgelehnt, sondern im Gegenteil zum Mittelpunkt seines Glaubens gemacht. Das Lied "Niemals geht man so ganz" stimmt Zuhörer nachdenklich - und überzeugt auch den letzten Kritiker davon, dass die Andacht keine reine Spaßveranstaltung, sondern ein karnevalistischer Gottesdienst mit Tiefgang ist.

Die Lacher auf seiner Seite hat Josephs wieder, als die Rede auf Paulus’ Ansichten zum Thema "Frauen und Männer" kommt. "Frauen haben sich unterzuordnen", zitiert Marion Peters den Bibeltext - und auf Knopfdruck erscheint eine Projektion von Eva Hermann und der Bild-Schlagzeile "Frauen sollten öfter mal den Mund halten!" "Lauter", ruft es aus der Menge, Gelächter ist die Antwort. "Als Gott den Mann schuf, hat sie nur geübt", kontert Josephs - und greift das Motto des Abends wieder auf: "Vor’m Herrjott simmer glich".