Erdgas wird erst im April billiger

Der nun niedrige Ölpreis schlägt sich sechs Monate später in den NVV-Preisen nieder.

Mönchengladbach. Autofahrer starren an Tankstellen ungläubig mit großen Augen auf die Preisanzeige. Heizöl-Lieferanten rinnt der Schweiß, weil sie ihren Terminen hinterher hecheln. Öl, dessen Preis im Vergleich zum historischen Rekordhoch im Juli durch die Finanzkrise um etwa 50 Prozent eingebrochen ist, ist zum Schnäppchen geworden.

Doch profitieren auch die Mönchengladbacher, die mit Erdgas heizen, davon? Schließlich ist der Gaspreis an den Ölpreis gekoppelt. Nicht zuletzt deswegen hatte die Niederrheinische Versorgung und Verkehr AG (NVV), zum vierten Mal in einem Jahr, zum 1. Oktober die Gas-Preise erneut angehoben.

Die NVV und ihre Tochter NEW-Energie versorgen über 90.000 Haushalte mit Gas. Wir versuchen die wichtigsten Fragen für die Verbraucher zu klären:

Anfang Oktober war der Ölpreis bereits im Sinkflug, erste Auswirkungen der Weltfinanzkrise machten sich bemerkbar. Dennoch erhöhte Großversorger NVV AG die Preise.

"Der Erdgaspreis wird quartalsweise berechnet und orientiert sich mit etwa sechs bis sieben Monaten Verzögerung am Ölpreis", erklärt NVV-Sprecher Helmut Marmann. Das bedeutet: Im Oktober wurde mit der Preisanhebung beim Gas dem Anstieg des Ölpreises im Frühjahr dieses Jahres Rechnung getragen.

Deutschland ist auf Erdgas-Importe aus einigen wenigen Förderländern angewiesen. Unser Land hat mit diesen Förderern langfristige Abnahmeverträge abgeschlossen. Damit diese Länder für das Gas nicht verlangen können, was sie wollen, wurde der Gaspreis in den 60er Jahren an den Ölpreis gekoppelt.

Der Erdgaspreis orientiert sich dadurch, wie das Öl, am internationalen Wettbewerb und nicht ausschließlich am Interesse der Förderländer. Die zweite Funktion der Ölpreisbindung ist, dass das Erdgas mit seinem wichtigsten Konkurrenten, dem Heizöl, in Wettbewerb treten kann.

Die nächste Berechnung für den Gaspreis steht im Januar an. Dann spielt allerdings nur die Entwicklung des Ölpreises bis Juni 2008 eine Rolle. "Wir gehen davon aus, dass wir die Preise im Januar nicht erhöhen müssen. Vielleicht können wir ihn sogar ein wenig senken. Ich denke, das ist gerade in der Heizphase eine positive Nachricht", sagt Marmann.

Erst für die Preisrunde im April 2009 wird das derzeitige Rekordtief entscheidend. Dann ist nach derzeitigem Entwicklungsstand mit Preisnachlässen zu rechnen.

Auch die NVV ist natürlich an die Ölpreis-Kopplung gebunden. "Da kommen wir auch nicht raus", so Marmann. Allerdings habe die NVV und ihr Tochterunternehmen NEW-Energie die Möglichkeit, mit den Gas-Lieferanten "in gewissem Rahmen" eigene Konditionen auszuhandeln.

"Dadurch konnten wir ja auch den Preisanstieg im Oktober moderat gestalten. In Mönchengladbach kostet das Gas nun nur knapp fünf, statt wie andernorts 25 Prozent, mehr als davor", sagt Marmann.

Ob man das allerdings immer so hinbekomme, könne heute noch niemand vorhersagen.

Die Organisation der ölfördernden Länder (Opec) wird voraussichtlich noch diese Woche beschließen, die Ölfördermenge zu begrenzen - um den Preis wieder anzuheben.

Dementsprechend dürfte auch das Gas nach der zu erwartenden Preissenkung im April 2009 wieder teurer werden - nicht nur in Mönchengladbach.