Bombe: 1000 Menschen evakuiert

Nach dem Fund einer Weltkriegsbombe mussten in Eicken viele ihre Wohnungen verlassen.

Foto: Knappe/Ilgner

Eine Bombe? Die plötzliche Nachricht, dass Eicken aus diesem Grund kurzfristig geräumt werden muss, versetzte gestern einige Betroffene in großen Schrecken. Angesichts der aktuellen Bedrohungslage dachten sie zuerst an einen versuchten Terroranschlag. Da löste die Erklärung „Die Bombe ist ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg“ fast schon Erleichterung aus. Trotzdem waren noch viele verunsichert, als gestern Polizeiwagen durch den Ortsteil fuhren und die Bewohner per Durchsagen aufforderten, die Häuser zu verlassen.

Foto: Knappe/Ilgner

Gegen 13 Uhr war die 500-Kilo-Bombe bei Tiefbauarbeiten der NEW an der Martinstraße entdeckt worden. Da sie vom Bagger bewegt worden war, musste schnell gehandelt werden. „Diese Bomben haben oft einen Säurezünder. Geht die Kapsel bei einem Aufprall kaputt, frisst sich die Säure durch mehrere Schichten und irgendwann kommt es zum Knall“, erklärte Achim Heimüller von der Stadt. Der Kampfmittelräumdienst war schnell vor Ort. Doch mit der Entschärfung konnte er erst nach der Evakuierung des Gebietes in einem Umkreis von 500 Metern um den Fundort beginnen. Und diese Räumung gestaltete sich schwierig. 1000 Haushalte mussten evakuiert werden, darunter auch zwei Altenheime. Die 130 Bewohner und 15 Kurzzeitbewohner vom städtischen Altenheim an der Thüringer Straße wurden mit Bussen in Seniorenheime nach Lürrip und Rheindahlen gebracht. Der Geschäftsführer der Sozialholding, Helmut Wallrafen-Dreisow, hatte sich einen Evakuierungsplan von Kollegen aus Köln schicken lassen. „Die mussten im vergangenen Jahr gleich dreimal komplett räumen“, sagte der Geschäftsführer. In den Ausweich-Altenheimen gab es neben Obst und Joghurt zur Beruhigung auch Eierlikör, verriet Helmut Wallrafen-Dreisow.

Wegen der vielen Kranken- und Liegend-Transporte durch die völlig verstopften Stadt verzögerte sich der Beginn der Entschärfung. Ordnungskräfte fanden in einige Wohnungen noch hilflose Personen.

Über 300 Polizisten, 150 städtische Mitarbeiter, Feuerwehrleute und Kräfte von allen Hilfsdiensten waren im Einsatz. Die NEW setzte acht Evakuierungsbusse ein, Die Kaiser-Friedrich-Halle wurde zur Sammelstelle für alle Menschen, die aus ihren Wohnungen heraus mussten. Bei der Stadt wurde ein Hotline eingerichtet, an der bis zu zehn Mitarbeiter saßen. Trotzdem waren die Leitungen ständig belegt. Menschen fragten, was sie tun müssen, einige vermissten ihre Eltern oder Nachbarn, manche fragten, was sie mitnehmen dürften.

Die Musikerin und Kabarettistin Monika Hintsches hatte von ihrer Wohnung an der Martinstraße den besten Blick auf die Baustelle mit der Bombe. Aber nur kurz, dann musste auch sie ihre Wohnung verlassen. Ein großes Lob sprach sie der Polizei aus. „Die Beamten waren absolut ruhig. Respekt.“ Sie kam bei der Schwiegermutter unter.

Die Kaiser-Friedrich-Halle füllte sich immer mehr mit Evakuierten, die sich dort für eventuelle Nachfragen von besorgten Verwandten registrieren lassen konnten. Trotz der Verschiebung des Entschärfungstermins von 20 auf 21.30 Uhr blieb die Stimmung dort gut.

Bei Redaktionsschluss war die Entschärfung noch nicht abgeschlossen.