Das Huma feiert 150-jähriges Bestehen

Zum Jubiläum erscheinen ein Band in der „Blauen Reihe“ und ein Dokumentarfilm.

Foto: Detlef Ilgner

Mehr als ein Jahrhundert mit Zeitzeugen, historischen Ereignissen und gesellschaftlichem Wandel an dem Stiftischen Humanistischen Gymnasium an der Abteistraße: Im 29. Band der „Zeugen städtischer Vergangenheit“, auch „Blauen Reihe“ genannt, sind 150 Jahre Schulgeschichte versammelt. Und damit auch ein Teil Stadthistorie. „Mit den Büchern möchten wir die Geschichte von Mönchengladbach einem breiteren Publikum näherbringen“, sagt Hans-Peter Ulepic, Vorstandssprecher der Gladbacher Bank, jetzt bei seiner Ansprache in der Aula.

„Können wir aus der Geschichte lernen?“, fragt Michael Bergemann zu Beginn seiner Ansprache. Gemeinsam mit Hanspeter Stapper hat er das Werk erarbeitet. „Als Historiker antworte ich darauf mit einem Jein.“ Jeder Augenblick sei einzigartig und käme in derselben Form nicht vor.

Hanspeter Stapper, Autor

Die Schule hat — manchmal mit viel Einfallsreichtum — zwei Weltkriege überstanden. Und dabei hat das Gymnasium immer an den humanistischen Werten festgehalten. Auch in der Zeit von Nationalsozialismus und Verfolgung jüdischer Schüler. „Ein damaliger Abiturient und Zeitzeuge erzählte, dass Wilhelm Giesing (Schulleiter 1925—1942) zu ihm sagte: ’Ich hoffe, wir sehen uns wieder in besseren Zeiten’“, berichtet Bergemann. Als später alle jüdischen Schüler der Schule verwiesen wurden, habe Giesing sie nach Hause begleitet, um sie vor Übergriffen zu schützen. Und so gesteht Bergemann, dass die Vergangenheit doch eine Lektion hat: „Wir können lernen, uns nicht instrumentalisieren zu lassen vom Nationalismus. Die Folgen musste auch diese Schule erleben.“ Hanspeter Stapper sieht außerdem einen weiteren Vorsatz, der auch in der Gegenwart zunehmend an Bedeutung gewinne. Für ihn ist Eigeninitiative wichtig: „Die Schule ist damals nicht aus staatlicher Hand entstanden, sondern von Bürgern gestiftet worden.“ Ein Beispiel für Zusammenhalt und eine Vision, die es gemeinsam zu verwirklichen galt, aus eigener Kraft: „Die Stiftungen haben damals viel bewegt und tun dies auch heute.“ Der Appell, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, gelte auch in der heutigen Zeit.

Ein aktuelles Beispiel bietet die Arbeit von drei Schülern des Gymnasiums. Yannik Kerig und die Geschwister Cagdas und Alina Yüksel sind die Preisträger des diesjährigen Stiftungspreises 2016. Mit ihrem Dokumentarfilm „Asyland“ erreichten sie rund 20 000 Menschen und boten Einblick in das Leben von Asylsuchenden in Deutschland.

Mittlerweile haben die drei Jugendlichen einen Verein gegründet, der sich gegen Rassismus und Extremismus stark macht. Auch weitere Filme zu sozialkritischen und politischen Themen sollen entstehen. Das Preisgeld in Höhe von 2000 Euro soll in die Vereinsarbeit fließen, sagen die Schüler.

2014 gründete sich die Stiftung, die vor 150 Jahren das Gymnasiums ins Leben rief, neu. „Mit dem Preis werden Schüler ausgezeichnet, die sich für humanistische Werte einsetzen“, sagt Bürgermeisterin Petra Heinen-Dauber.