Derby ohne große Zwischenfälle
Das Polizeikonzept für die Begegnung der Borussia mit dem 1. FC Köln greift: Gewaltbereite Chaoten wurden isoliert.
Mönchengladbach. Auf dem Weg zum Stadion ist die Polizei allgegenwärtig: Blaulicht und Sirenen von allen Seiten, Polizeispaliere vor dem Borussenpark, von der Polizei eskortierte Fangruppen.
In der Luft kreist ein Hubschrauber. Die große Mehrheit der Fußballanhänger lässt sich vom Polizeiaufgebot nicht verschrecken und von der angekündigten Randale nicht abschrecken. Sie eint der Spaß am Sport.
Die Stimmung ist friedlich, als die 54.000 Zuschauer von allen Seiten zum Borussia-Park strömen. Auch die Tatsache, dass auf der Aachener Straße zeitweilig nichts mehr geht, nehmen die meisten gelassen hin.
"Da muss man durch", kommentiert Borussen-Fan Dariusz Zajaczkowski die Tatsache, dass er für fünf Kilometer anderthalb Stunden gebraucht hat. Er ist gemeinsam mit seinen Freunden auf dem Weg zum Spiel: Willi Greene, ebenfalls Anhänger der Borussia und Manuel Lopez, am roten Schal als Köln-Fan erkennbar.
Alle drei freuen sich auf ein schönes Fußballspiel, das Alkoholverbot stört sie nicht. "Wir brauchen keinen Alkohol, um Spaß zu haben", sagt Zajaczkowski gutgelaunt.
In einer Gaststätte in der Nähe des Stadions sitzen noch - beziehungsweise nur - ein paar versprengte Fans bei Wasser und Limonade. In Kiosken, Tankstellen und Supermärkten sind die Regale mit Spirituosen verhängt, verriegelt oder gleich ganz leer geräumt. Eine Kiosk-Betreiberin hat ihren Laden gleich ganz geschlossen. Ein Imbiss-Besitzer spricht von mehreren hundert Euro, die ihm an diesem Fußball-Samstag in der Kasse fehlen werden.
Die Zahl der Läden, in denen Verkäufer vom Ordnungsamt "nachinformiert" werden mussten, habe sich "in Grenzen gehalten", sagt Stadtsprecher Dirk Rütten. "Wir möchten uns bei denen, die das Verbot getroffen hat, für ihr Verständnis bedanken."
Einige Fans scheinen aber nicht der Ansicht zu sein, dass Fußball ohne Alkohol geht. Trotz der Trockenlegung von Innenstadt, Bahnhofs- und Stadionbereich sieht man doch an der Aachener Straße zahlreiche Fußgänger und Radfahrer mit Bierflaschen in der Hand. Die Polizei, damit beschäftigt, gewaltbereite Fans zu isolieren, greift bei einem Großteil nicht ein.
Seit den frühen Morgenstunden ist die Polizei mit Unterstützungskräften aus ganz NRW im Einsatz. Die Kölner werden von einem starken Polizeiaufgebot begleitet. Am Fanhaus versuchen wieder Randalierer, die Shuttle-Busse der FC-Fans mit Steinen zu attackieren. Diesmal ist die Polizei vorbereitet, drängt eine Gruppe von 250 meist schwarz gekleideten Chaoten zurück und nimmt einige Jugendliche in Gewahrsam.
Einsatzleiter Ulrich Fomferra kommentiert: "Der Bereich rund um das Fanhaus hat sich erneut als ein besonderer Problembereich dargestellt, den wir im anstehenden Fan-Dialog nochmals intensiv thematisieren werden." Insgesamt ging das Polizeikonzept auf: Es kam nicht zu den befürchteten Ausschreitungen. Und auch die große Mehrheit der friedlichen Fans ließ sich nicht vom Besuch des Derbys abhalten.
Unter den Zuschauern sind viele Familien mit Kindern. Auch das Mädchen-Team der C-Jugend der Borussia ist zum Beispiel ins Stadion gekommen, um ihre großen Vorbilder zu unterstützen. Ihr Tipp für den Spielausgang - 2:1 für die Borussia - bewahrheitet sich allerdings nicht.
Im Stadion lassen sich die Fans auch vom torlosen Spiel die Stimmung nicht verderben, unterstützen ihre Mannschaften lautstark. Nur ein Feuerwerkskörper im Kölner Block zu Spielbeginn und von der Borussen-Seite geworfene Gegenstände in der 89. Minute trüben leicht den positiven Gesamteindruck.