Diebstahl: Edle Kabel auf der Beute-Liste
Bahn-Chaos, Kirmes-Ärger und Radio-Ausfall – die Jagd nach Kupfer macht nicht nur der Polizei zu schaffen.
Kupferdiebstähle in Mönchengladbach, eine Auswahl: Im Juni dieses Jahres schädigen Kabel-Klauer mehrere Schausteller auf dem Wickrather Kirmesplatz: Meterweise Leitungen sind verschwunden und damit auch einige tausend Euro.
Mitte Juli: Ein Kabel zwischen einem Verteilerkasten und einem Neubau an der Rektor-Esser-Straße ist das Objekt der Begierde. Es ist rund hundert Meter lang. Schaden der Tat, die vermutlich mit einer Axt begangen wurde: tausend Euro.
Ende August: Die Serie wird spektakulärer - jetzt löst der "Kupfer-Hunger" von illegalen Rohstoff-Jägern Aufregung in der ganzen Stadt aus. Plötzlich ist der Lokalsender über Antenne nicht mehr zu empfangen - es dauert Stunden, bis wieder Musik und Stimmen über den Äther gehen. Unbekannte hatten sich an einem Sendemast zu schaffen gemacht, einmal mehr ging es ihnen um das edle Metall im Kabel.
Mitte September: Der jüngste Fall betrifft auch Menschen, die kilometerweit von Mönchengladbach entfernt leben. Kabeldiebe legen die Bahnstrecke nach Neuss lahm. Sie haben auf einer Strecke von mehreren Kilometern Leitungen aus dem Boden gerissen - wichtige Signale funktionieren nicht mehr: Wenige Handgriffe lösen ein teures Chaos im Schienenverkehr aus.
Die WZ, die immer wieder über diese und weitere Fälle berichtet hatte, sprach mit Berthold Basten von der Gladbacher Polizei, zuständig für Fälle von Einbruch, Raub und Diebstahl, über das Phänomen Kabel-Klau.
Polizist Berthold Basten über die Diebstahl-Risiken
"Wir haben eine zeitliche Konzentration solcher Fälle von 17 Uhr, wenn die Baustellen verlassen werden, bis 6 Uhr morgens, wenn es wieder hell wird", so Basten. Einen bestimmten Tatort-Kreis gebe es aber nicht, die Diebe seien im gesamten Stadtgebiet unterwegs. Von Februar bis heute hat die Polizei rund ein Dutzend Tatverdächtige ins Visier genommen, einige Gerichtsverfahren laufen. "Der Nachweis ist aber sehr schwierig", sagt der Fachmann. Viele behaupteten etwa, sie hätten die Metall-Teile auf dem Sperrmüll gefunden.
Die Polizei geht davon aus, dass es sowohl viele kleine Gruppen gibt, die gelegentlich zu Axt und Bolzenschneider greifen, als auch Täter, die damit ihr regelmäßiges Einkommen bestreiten. Dabei riskieren die Diebe teilweise ihr Leben für Beträge zwischen 500 und 3000 Euro. "Wenn man Stromkabel mit dem Bolzenschneider durchtrennt, kann man daneben liegenbleiben", beschreibt Berthold Basten die Gefahr eines elektrischen Schlags.
Im Fall des Radio-Sendemasts an der Lilienthalstraße waren die Täter offenbar sehr gut vorbereitet: Sie zerschnitten das unter Strom stehende Beutegut mit einer hochwertigen Spezialzange. Das spricht laut Basten für die Professionalisierung in diesem Bereich der Kriminalität.