Unfälle: Polizei schockt an Schulen
Die Gladbacher Polizei zeigte erstmals bewegende Bilder zu Verkehrsrisiken.
Mönchengladbach. Der Video-Clip geht zu Herzen: Ein Polizist stoppt einen Autofahrer, der zu schnell gefahren ist. Statt eines Strafzettels schreibt er dem Mann einen traurigen Brief, in dem er vom Unfalltod seiner kleinen Tochter erzählt. Dazu werden Bilder eines lachenden Mädchens gezeigt. Kurz darauf ist ein Kreuz am Straßenrand zu sehen, auf dem steht: "Julia, du warst erst sechs."
Die Mönchengladbacher Polizei zeigt Verkehrssündern von nun an bewegende Unfall-Videos. Bei einer Lasermessung in einer 30er-Zone an einer Schule an der Pescher Straße fielen Fahrer unter anderem durch zu hohe Geschwindigkeit oder Telefonieren am Steuer auf.
Die Kurzfilme sollen Raser und Co. einsichtig machen und zur Vorsicht im Straßenverkehr ermahnen. In Nordrhein-Westfalen gibt es diese Methode seit einigen Wochen. "Den Autofahrern nur ein Blitzer-Foto nach Hause zu schicken hat nicht genug Wirkung, da ärgern sie sich meistens nur über das Bußgeld", sagt Polizeioberrat Karl-Heinz Opdensteinen. Bilder sagen eben mehr als Worte." Es sei wichtig, den Fahrern die Folgen mal vor Augen zu halten und sie damit zu konfrontieren, was passieren kann, wenn man sich nicht an die Verkehrsregeln hält.
Die bis zu fünf Minuten langen, gestellten Videos seien häufig auch im Ausland gedreht worden. Sie zeigen verschiedene Unfallszenen und Konsequenzen von Verkehrssünden. "Wir haben für jede Situation einen passenden Clip", so Opdensteinen. Die Fahrer können jedoch selbst entscheiden, ob sie die Kurzfilme sehen wollen. Viele reagierten bei der Kontrolle ungehalten, wollten nichts von den Videos wissen. "Was soll das bringen? Das vergisst man doch schnell wieder", sagt ein 55-jähriger Fahrer, der ohne Gurt erwischt wurde. Dann bezahlt er wütend das fällige Bußgeld.
Fakten: Ein Grund für die neue Methode: Die Zahl derUnfälle ist in NRW in der ersten Jahreshälfte im Vergleich zu 2006 umsieben Prozent gestiegen. In Gladbach passierten 2007 bislang 5776Unfälle; 61 Kinder wurden bei Verkehrsunfällen verletzt, als Fußgänger,Radfahrer oder Beifahrer im Auto.