Feuerwehr: Unfall als letzter Test vor der Weltmeisterschaft
Sechs Mönchengladbacher fahren nach Barcelona und träumen vom großen Titel der Retter.
Mönchengladbach. Ein Auto liegt auf dem Dach. Eine Verletzte ist möglicherweise eingeklemmt. Hochkonzentriert arbeiten Feuerwehrmänner an dem Wagen, stabilisieren, versuchen die Frau zu retten. Es ist der letzte große Test. Der letzte Test vor Barcelona. Die sechs Männer der Berufsfeuerwehr, die gestern noch mal alles gaben, tragen am 15. und 19. Oktober mit 20 weiteren Teams aus ebensovielen Nationen die World Rescue Challenge aus.
Nach Osnabrück zum Vorentscheid waren sie ganz unbedarft gefahren, gewannen und lösten damit das Ticket für Barcelona. Sonntag hatte sich das Team um Abteilungsleiter Frank Gerhards von der Wache II in Holt nun noch eine letzte Übung vorgenommen. Ein Einsatz mit der kompletten Technik. Denn es geht heutzutage härter zu als einst bei Feuerwehr-Wettbewerben. "Früher ging es ums Schläucheauslegen", erinnert sich Gerhards. Jetzt geht es um Einsätze der technischen Hilfeleistung. Das ist für die Holter Berufsalltag. "Auf der Autobahn 61 - das werden immer mehr."
"Was uns hier erwartet, wissen wir", sagt Gerhards, in Barcelona sei alles offen. Hier haben sie sich den alten Opel schon mal parat gelegt. Agathe Klerix mimt die Verletzte, ist mühsam in ihren Kopfüber-Sitz gekrochen.
Dann geht es los. Der Einsatz wie im Ernstfall. Ohne viel Worte - damit die Frau in ihrer misslichen Lage nicht auch noch durch laute Rufe irritiert wird. Daniel Querner, Markus Dederichs, Dirk Hermens und Sascha Schubert stabilisieren das Auto mit einem Keil unter dem Dach und Stützen an den Seiten. Jeder Griff sitzt. Die hintere Scheibe wird abgeklebt, einmal angepikt und sie zersplittert. "Die Splitter würden bis zu 20 Meter weit fliegen, wenn wir nicht abkleben würden", erläutert Gerhards.
Schon ist Rettungssanitäter Gerd Schmeders ins Auto gekrochen und kümmert sich um die Patientin. Derweil versucht Sascha Schubert, ein Loch in den Boden des Fahrzeugs zu machen. Mit einem Werkzeug wie der Dosenöffner am Taschenmesser, nur anders dimensioniert. "Dadurch können wir sehen, ob ihre Füße zwischen den Pedalen eingeklemmt sind."
Eine riesige, hydraulisch betriebene Blechschere zermalmt die Holme unbarmherzig zwischen ihren Backen. Derweil werden auch die anderen Scheiben entfernt, der Keil unter dem Dach hervorgeholt und die Scherben weggefegt. Eine Bahre wird ins Auto geschoben, die Frau aus dem Gurt gelöst und vorsichtig aus dem Auto gezogen. Zwölf Minuten, 39 Sekunden. Die Mannschaft ist glücklich. "20 Minuten hätten wir brauchen dürfen", sagt Gerhards. Eine gute Ausgangsposition für Barcelona.