Hilfe: Hunderte Kinder werden in Mönchengladbach vernachlässigt

Grundschüler wenden sich schon selbst bittend an örtliche Einrichtungen.

Mönchengladbach. Der kleine Jan (Name geändert) war erst neun Jahre alt, als er sich an den Kinderschutzbund wandte. Von der Wohnung eines Freundes aus rief er an, um zu sagen, dass es ihm nicht gut gehe und er Hilfe bräuchte. Die Wohnung, in der er mit seiner Mutter lebte, war vollkommen verdreckt. Der Kinderschutzbund sorgte dafür, dass Jan in dieser Wohnung nicht mehr bleiben musste, in der sich niemand um ihn kümmerte. Seine Mutter verließ morgens das Haus und kam erst abends zurück. Der Junge war auf sich allein gestellt.

Umstände wie dieser häufen sich in Mönchengladbach. Heidrun Eßer, Leiterin des Kinderschutzbundes, erklärt die Lage: "Es muss sicherlich kein Kind Hunger leiden. Allerdings müssen Eltern mit wenig Geld wieder besser wirtschaften." Denn häufig sehe es so aus, dass Eltern das vorhandene Geld in Konsumgüter stecken, aber nicht genug für ihre Kinder ausgeben. Hier will der Schutzbund unterstützen. Eßer: "Wir sagen den Eltern nicht: Ihr müsst das so und so machen, sondern zeigen ihnen Wege, wie es funktionieren würde."

Frauen und Männer werden heutzutage häufig sehr jung Eltern. "Viele haben selbst in ihrer Kindheit wenig Zuwendung erfahren und bekommen Kinder, weil sie glauben, dass sich dann alles bessert", so Eßer. Die Erfüllung ihrer eigenen Bedürfnisse hofften sie in ihren Kindern zu finden. "Doch sollte kein Kind Bedürfnisse der Eltern erfüllen, sondern nur andersherum."

Mit dem Projekt "Montag-Morgen-Mampf" versucht der Kinderschutzbund die häufig nicht vollständig gegebene Grundversorgung zu unterstützen. "Es wird in Schulen am Montag gemeinsam gefrühstückt", erklärt Heidrung Eßer das Konzept. "Manche Kinder bekommen am Wochenende in der Familie nichts Vernünftiges." Momentan nehmen eine Grundschule und eine Gesamtschule daran teil. Eßer: "Kinder haben ein Recht auf die elementaren Dinge: Zuwendung, Zeit, Förderung und eine vernünftige Versorgung."

Zahlen: Das Stadt-Jugendamt verzeichnet momentan 1954 Kinder,deren Familien Hilfen zur Erziehung erhalten. Davon befinden sich 672Kinder in stationärer Behandlung, 971 erhalten ambulante Hilfe. ImVorjahr zum gleichen Zeitpunkt gab es 1692 Hilfefälle.

Erinnerung: Am heutigen Weltkindertag setzt derKinderschutzbund in Mönchengladbach (Foto: Leiterin Heidrun Eßer) einZeichen: Luftballons werden in den Himmel geschickt, um an das Leidvieler Kinder zu erinnern. Beginn ist um 13 Uhr, "Luftpassage",Hindenburgstraße, bei Sinn.

Infos: Weitere Informationen gibt es beim Kinderschutzbund: Ruf MG 29 39 48.