Doppel-Premiere im TiN

Los geht es in der neuen Spielzeit mit Hamlet. Generalintendant Pesel spart nicht mit Kritik in Richtung Politik.

Mönchengladbach. Es ist vollbracht: Mit relativ wenig Geld und viel Zeitdruck haben Generalintendant Jens Pesel und sein Team den Spielplan für 2009/10 auf die Beine gestellt.

Dass es ein Kraftakt war, merkt man Pesel an, und er gibt es auch offen zu: "Das waren suboptimale Voraussetzungen für künstlerische Arbeit." Die Gladbacher erleben eine Doppel-Premiere: Zum ersten Mal hebt sich im TiN, dem Theater im Nordpark, statt im Rheydter Haus der Vorhang. Mit dem Schauspiel "Hamlet" von William Shakespeare am 25. September.

Erst vor sieben Wochen hatten die Stadträte Gladbach und Krefeld nach monatelangen Debatten das Geld für die Spielzeit 2009/10 bereitgestellt - und zwar weniger, als das Theater benötigt hätte. "Wir werden weniger Gäste haben als sonst", sagt Jens Pesel. "Und wir haben sechs Neuproduktionen weniger als in der jetzigen Spielzeit."

Umso erstaunlicher ist, dass dieser Sparkurs zumindest auf dem Papier nicht erkennbar ist. "Auch wenn der Spielplan kostspielig wirkt, wird er finanzierbar sein", versichert Pesel. Das hat er auch dem Entgegenkommen von Regisseuren, Schauspielern und Ausstattern zu verdanken: "Sie sind auf die schlechteren Bedingungen in kollegialer Solidarität eingegangen, um meine letzte Spielzeit nicht noch mehr zu versauen."

Das Ergebnis ist ein Spielplan, der Farbe und Vielfalt verspricht, Populäres und Mutiges, Klassiker und Zeitgenössisches.

Im TiN wird es mehrere Uraufführungen geben: ob mit dem Ballett "Verschollen" (27. September) oder dem Schauspiel "Hinter verzauberten Fenstern" am 31. Oktober.

Das wohl ehrgeizigste Projekt ist "Das Rheingold", mit dem am 19. Juni 2010 im Nordpark Wagners "Ring der Nibelungen" eröffnet wird. "Ein symbolischer Akt", sagt Jens Pesel im Hinblick auf seinen Nachfolger Michael Grosse, mit dem er sich gut verstehe. "Der Ring wird weitergegeben von Intendant zu Intendant." Die Realisierung sei ein "Wagnis", gibt Pesel zu.

Im Musiktheater erleben die Gladbacher die Operette "Der Vetter von Dingsda" (4. Oktober) und "Die Comedian Harmonists" (ab 18. April 2010). Schauspiel: Das Musical "Swinging St. Pauli" kommt am 8. Oktober auf die Bühne. Thomas Mann Buddenbrooks ist erst für die Spielzeit 2010/2011 vorgesehen.

Ausfallen wird in Gladbach die Operngala, ebenso Schulaufführungen des "mobilen Theaters" wie derzeit das Kinderstück "Erste Stunde", in dem es um Mobbing und Amoklauf geht. Abos müssten nicht gekündigt werden.

Zum Abschied gibt Pesel nicht nur verdienten Assistenten bei Regie, Dramaturgie und Ausstattung Chancen zu eigen Arbeiten, er verneigt sich auch vor seinen "Nestoren" Joachim Henschke und Matthias Oelrich. In Herb Gardners "Ich bin nicht Rappaport" (25. März) gibt es Glanzrollen für sie.

Das Ensemble wird künstlerische Entschädigung nötig haben. "Nach der Spielzeit werden viele ausgequetscht sein", sagt Pesel. Eine eigene Abschieds-Inszenierung verkneift sich der Intendant: "In diesen Zeiten braucht es einen starken Feuerwehrmann, dafür halte ich mich bereit."