Drei Fragen an Klaus Schmitz/ Städtischer Beauftragter für Integration
Was sagen Sie zu der Forderung des türkischen Regierungschefs Erdogan nach türkischen Schulen in Deutschland?
Ich halte seine Ideen für ungelenk. Man tut den nachwachsenden Generationen türkisch-stämmiger junger Leute keinen Gefallen, wenn sie damit in noch stärkerem Maße weiter unter sich bleiben.
Damit würden zwar die Bildungsdefizite der Eltern kaschiert, aber die Chancen der Kinder durch weitere Isolierung torpediert. Gerade die ältere Generation, die ja nicht erst seit gestern hier ist und für die es keine Integrationsangebote gab, sind ein lebendes Beispiel für solche Versäumnisse.
Wenn wir früher mit konsequenter Integration begonnen hätten, hätten wir heute viele Probleme mit dieser Bevölkerungsgruppe nicht.
Glauben Sie, dass solche Schulen von den Mitbürgern mit türkischem Pass genutzt würden?
Viertel mit überwiegend türkischer Bevölkerung zeigen ohnehin eine Infrastruktur, die Zweifel am Integrationswillen dieser Bevölkerungsgruppe aufkommen lassen könnte. Dabei hat das natürlich praktische Hintergründe.
Man muss das auch weiterdenken: Wenn jede der 150 in Mönchengladbach vertretenen Nationen ihre eigene Schule fordern würde, würde sich die Bauindustrie freuen.
Wie sieht für Sie der rechte Weg zur Integration aus?
Unseren Mitbürgern mit Migrationshintergrund müssen wir die Teilhabe am Leben in Deutschland ermöglichen. Dann können sie ein echter Gewinn für uns sein. Das geht nur über den Erwerb von Sprachkompetenz. Deswegen bieten wir Sprachkurse auch extern an, kommen den Menschen entgegen in die Familienzentren oder in die Moschee.
Was ich sehr begrüßen würde, wäre, wenn Türkisch als Fremdsprache in der Oberstufe angeboten würde, so wie jetzt schon Französisch oder Spanisch. Dann könnten die Kinder und Jugendlichen aus der Zweisprachigkeit einen Gewinn ziehen. Die Türkei ist immerhin der größte Handelspartner Deutschlands. Wer die Sprache beherrscht, der hat die Nase wieder vorn.