Energie-Projekt: Neuer Streit um „Kolbenfresser“

Der Versorger NVV AG wehrt sich gegen Vorwürfe, die Würfel für das Millionen-Projekt Biogas-Anlage seien schon lange gefallen.

Mönchengladbach. Sind die Würfel für die umstrittene Wanloer Biogasanlage an der Kreisstraße 19 und der A 46 schon lange gefallen, ist das laufende Genehmigungsverfahren mit öffentlicher Beteiligung eine Farce?

Martin Selt, Politiker der Linken, meint, dass in Sachen Zehn-Millionen-Projekt zur regenerativen Energiegewinnung alles gelaufen ist.

Anlass seiner Vermutungen: Auf der ausgeguckten Fläche für den Biogas-Komplex sind Bagger vorgefahren. Mit deren Hilfe will man in einem Schnellverfahren erkunden, ob auf dem weitläufigen Grundstück archäologische Kostbarkeiten schlummern. Die sollten vor dem Baubeginn gerettet werden.

Beim Bauherrn NVV AG reagiert man ungehalten. "Nichts ist entschieden", widerspricht Projektleiter Paul Rutten. Die erwähnte archäologische Prospektion sei nötig. "Das müssen wir vorher machen, sonst kriegen wir keine Genehmigung."

Die NVV muss als Energieversorger in Zukunft verstärkt auf regenerative Energien setzen. Die Anlage soll 3,1 Millionen Kubikmeter Gas pro Jahr produzieren, das entspricht 31 Millionen Kilowattstunden.

Als Standort wurde eine Fläche bei Wanlo ausgeguckt, die neben der Kompostieranlage der GEM liegt. Der Großgärer soll ab Oktober 2011 in Betrieb gehen. Dann werden dort 30000 Tonnen Mais pro Jahr vergoren und mit Rindergülle gemischt. An der Betreibergesellschaft werden Landwirte, die den Mais liefern, beteiligt.

Die hohen Vergütungssätze für die Einspeisung machten das Biogas wirtschaftlich und versprächen für Beteiligte eine "angemessene Rendite", heißt es bei der NVV.

Das Wanloer Grundstück sei "gut gewählt": anliefernde Mais-Bauern hätten kurze Wege, und die Wohnhäuser stehen 750 Meter entfernt. Durch das Gefälle sei der Energiegewinner optisch "kaum wahrnehmbar".

Die Bezirksregierung hat auf die Pläne positiv reagiert. Seit wenigen Tagen liegen nun Ergebnisse eines Verkehrsgutachtens vor, über die die NVV am 15. April, 16 Uhr, in einer Extra-Bürger-Info in der Mehrzweckhalle Wanlo offen reden will.

Demnach sollen Wanlo und Hochneukirch "entlastet werden", es gebe jetzt eine verkehrliche Alternative. Immerhin: Während der Lieferung der Kolbenfrüchte von September bis Oktober (Erntezeit) rollt alle zehn Minuten ein Traktor zur Biogas-Anlage. Und das an fünf Tagen in der Woche.

Reinhold Giesen, bündnis-grüner Politiker und Vorsitzender der Dorfinteressen-Gemeinschaft Wanlo, befürchtet negative Auswirkungen auf die Lebensqualität im Dorf. Vor allem das hohe Verkehrsaufkommen bei der Anlieferung von Mais und Gülle bereitet den Lokalpolitikern Sorgen.

Obwohl manchem das Projekt "stinkt", würden kaum Geruchs-Emissionen erwartet, sagen die Planer. Bei der NVV geht man davon aus, dass es "lediglich leicht nach Mais" riecht. Und das sei doch was Natürliches.