Energie: Nein zur Biogas-Anlage

Die Bürger jubelten. Denn im Stadtrat wendete sich unerwartet das Blatt. Die Mehrheit stimmte gegen die Pläne in Wanlo.

Mönchengladbach. An seinen Lippen hingen minutenlang über 60 Ratsmitglieder und über hundert Zuschauer. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans Peter Schlegelmilch machte es spannend, kostete es aus. Bis kurz vor der Ratssitzung hatten die Christdemokraten erneut getagt, um sich auf ein gemeinsames Votum für oder gegen die Biogas-Anlage zu einigen.

Jubelschreie schallten von der Empore des Rheydter Ratssaals, als der CDU-Fraktions-Chef schließlich die gegen die Anlage kämpfenden Bürger erlöste. „Die CDU wird dagegen stimmen.“ Hauptgrund seien juristische Bedenken, die Sorge wegen einer von der Bürgerinitiative angekündigten Klage und ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts Lüneburg, das ein Präzedenzfall sein könne.

Die letzte Hoffnung der SPD — die wie die anderen Befürworter FDP und FWG in der Sitzung noch für die Biogas-Pläne geworben hatte —, am Ende mit einer geheimen Abstimmung noch Ausreißer bei der CDU für die Anlage einzufangen, wurde enttäuscht. 37 Stimmen gegen, 28 für die Anlage und zwei Enthaltungen, so lautete das Ergebnis der Auszählung

Und sofort hingen Bürger genauso wie Vertreter des Biogas-Investors NVV und Politiker an ihren Mobiltelefonen. „Wahnsinn“, kommentierte eine Anwohnerin im Anti-Biogas-Kampagnen-Shirt immer wieder die Entscheidung.

Alfred Brücher, Sprecher der Bürgerinitiative, hatte Tränen in den Augen, als er von Mitstreitern umarmt wurde. Er sei „aufgewühlt“, wisse nicht, ob er am Abend feiern könne. „Ich muss das erst sacken lassen“, sagte er nach elf Monaten Kampf gegen die Pläne. Für die Grünen, die erstmals aus der Ampel ausscherten, gab es von Bürgern Schulterklopfen.

Großes Bedauern angesichts der Ereignisse war auf der anderen Seite zu sehen: Friedhelm Kirchhartz von der NVV war „wahnsinnig enttäuscht“. Es sei schlimm für „unsere Mitarbeiter und die Landwirte, mit denen wir so intensiv zusammengearbeitet haben“. Mit diesem Ergebnis habe er nicht gerechnet. Für den Standort Gladbach sei das „keine gute Entscheidung“.

Einen weiteren Versuch, das Thema noch einmal in welcher Form auch immer auf die Tagesordnung zu setzen, soll es nicht geben. SPD-Fraktions-Chef und Biogas-Befürworter Lothar Beine: „Das ist gestorben, für ganz Gladbach.“ Allein aus zeitlichen Gründen. Eine Anlage hätte 2012 starten müssen, um noch Subventionen zu erhalten. Die Entscheidung der CDU wegen „angeblicher rechtlicher Probleme“ für ein Nein, nachdem die Verwaltung das Gegenteil versichert habe, sei ein schlechtes Zeichen für künftige Bauvorhaben.