Projekt: Bessere Hilfe bei der Erziehung
Die Stadt und die Hochschule Niederrhein wollen die Jugendhilfe verbessern.
Mönchengladbach. Fallzahlen und Kosten von Jugendhilfemaßnahmen „sind in den letzten zehn Jahren in Mönchengladbach stetig angestiegen“ und seien auch im Vergleich mit anderen Kommunen überdurchschnittlich hoch, sagt Jugenddezernent Michael Schmitz. 48 Millionen Euro hat die Stadt 2010 für Hilfen zu Erziehung aufgewendet. Anlass für den Fachbereich Kinder, Jugend und Familie bei der Hochschule Niederrhein eine Studie in Auftrag zu geben, die den Ursachen für diese Entwicklung auf den Grund gehen soll.
Michael Borg-Laufs, Professor am Fachbereich Sozialwesen, und Diplom-Sozialpädagogin Katja Dittrich haben eine auf fünf Jahre angelegte Langzeitstudie entwickelt. Mit ihrem Forschungsprojekt unter dem Titel „Ursachen, Entscheidungen und Folgen bei Hilfen zur Erziehung“ wollen sie mehr über die spezielle Wirkung von Jugendhilfemaßnahmen herauszufinden. „Wir wissen zu wenig darüber, welche Hilfe, in welcher Intensität, bei wem und unter welchen Umständen ankommt“, so Michael Borg-Laufs.
Beispiel: Im Fall einer Kindesmisshandlung profitieren zwei Drittel der Familien von niederschwelligen, ambulanten Programmen, ein Drittel dagegen nicht. Sie müssten andere Hilfen in Anspruch nehmen. Klar ist nur, dass Jugendhilfemaßnahmen grundsätzlich wirken. Wie sie wirken, soll anhand der Daten von zunächst 108 Familien ermittelt werden, die ab Beginn der kommenden Woche beim Allgemeinen Sozialen Dienst der Stadt oder bei Freien Trägern Hilfe in Anspruch nehmen.
Die Fälle werden von Beginn bis zum Abschluss der Maßnahmen begleitet, wobei sich die Untersuchungen auf sechs Hilfearten konzentrieren: Regel- und Intensivgruppen, stationäre Jugendhilfe, Pflegefamilien, Sozialpädagogische Familienhilfe, Tagesgruppen und Mutter-Kind-Einrichtung. Die Teilnahme ist freiwillig, die erfassten Daten bleiben anonym. Erfragt werden die Probleme und Belastungen der Familie, ihr Lebensgefühl und die Befriedigung der psychischen Grundbedürfnisse der Kinder. Nach der Hälfte der Projektzeit gibt es eine erste Auswertung der Daten, für die verbleibenden zwei Jahre kommen noch einmal 108 Familien hinzu.
Teil der Studie ist auch eine Sozialraumanalyse von Mönchengladbach. Insgesamt 150 000 Euro bezahlt die Stadt für das fünfjährige Forschungsprojekt. Das Ergebnis soll eine „verbesserte Effektivität und Effizienz“ von Hilfen zur Erziehung sein, sagt Michael Borg-Laufs.