Explosion: Ende einer Liebe
Sascha H. sprengte seine Wohnung. Nun steht er unter anderem wegen Mordes vor Gericht.
Mönchengladbach. Vor dem großen Schwurgerichtssaal des Mönchengladbacher Landgerichts drängen sich die Kamerateams, Hörfunkreporter und Fotografen. Der Prozess gegen Sascha H. weckt landesweit Interesse.
Dem 22-jährigen Mönchengladbacher wird vorgeworfen, eine Gasexplosion herbeigeführt zu haben, mit der er sich selbst und seine Freundin töten wollte.
Die Explosion kostete einen Mann das Leben, Sascha H. und seine Freundin Jasmin G. wurden schwer verletzt. Das Haus an der Straße Am Siepensteg in Hermges wurde zerstört. Es ist inzwischen abgerissen.
Mord, versuchten Mord, Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion und schwere Körperverletzung wirft die Anklage dem Mönchengladbacher Kfz-Mechatroniker vor. Der Angeklagte bleibt bei der Verlesung der Anklageschrift äußerlich ruhig.
Doch als er später aus seiner Sicht die Vorgänge schildert, die zur Katastrophe führten, beginnt er zu schluchzen. "Ich wollte doch niemanden umbringen", beteuert er.
Es sei Trennungsschmerz gewesen, der ihn zu seinen Handlungen getrieben habe. Zwei Jahre war er mit Jasmin G. zusammen, für ihn sei es Liebe auf den ersten Blick gewesen.
Doch Ende 2007 häuften sich die Auseinandersetzungen. Kleinigkeiten seien der Auslöser gewesen, meint Sascha H., doch Jasmin spricht von Trennung. "Aber ich habe ihr dann SMS geschrieben und am nächsten Tag war wieder alles in Ordnung", sagt er.
Doch in der Nacht vom 8. auf den 9. März eskaliert die Situation. Ein Freund ist zu Besuch, er übernachtet im gleichen Bett. Es kommt zu Streitigkeiten und Sascha H. sitzt schließlich weinend im Badezimmer.
Später schraubt er an der Gastherme herum. "Warte damit, dir das Leben zu nehmen, bis wir aus der Wohnung sind", soll Jasmin G. gesagt haben.
Mit Kumpel Dominik verlässt sie das Haus. Am nächsten Tag macht sie Schluss, will nur noch ihre Sachen aus der Wohnung holen. H. ist verzweifelt und unternimmt nach eigener Aussage zwei Selbstmordversuche: Einmal lässt er Gas ausströmen, um sich "einzuschläfern", wie er sagt. Einmal versucht er sich im Badezimmer an einem Kabel aufzuhängen.
Ein Telefongespräch mit einer Chat-Freundin habe ihn beruhigt. Als Jasmin endlich gekommen sei, habe er keine Selbstmordabsichten mehr gehabt, beteuert er.
Er habe Jasmin auch gesagt, dass der Geruch in der Wohnung vom Gas herrühre. Diese habe daraufhin das Fenster geöffnet und sich eine Zigarette angesteckt.
Die darauffolgende Explosion ist gewaltig und macht das Haus vollständig unbewohnbar. Nachbar Karl-Heinz I. stirbt in den Trümmern. "Er war mein bester Freund. Wir haben zusammen im Garten gegrillt", sagt der Angeklagte. "Es tut mir schrecklich leid."
Die Explosivität des Gases sei ihm nicht klar gewesen. "Ich habe nicht daran gedacht, was das für Auswirkungen hat. Nachdem ich den Gashahn wieder abgedreht hatte, war die Sache für mich gegessen."
Richter Lothar Beckers nimmt ihm diese Behauptung nicht ganz ab. "Es fällt mir schwer, Ihnen abzukaufen, dass Sie die Wirkung von Erdgas nicht kennen", sagte der Vorsitzende Richter.