Kampf um den Standort
Telekom-Mitarbeiter und lokale Politiker demonstrieren mit Verdi für die Erhaltung des Callcenters.
Mönchengladbach. Die gespendete Erbsensuppe und die solidarischen Worte aus aller Partei-Munde wärmten. Doch auf die etwa 200 Beschäftigten des Telekom-Callcenters an der Pescher Straße kommen beruflich frostige Zeiten zu.
Die Zentralisierung des Callcenter-Systems, das der Telekom-Vorstand beschlossen hat, soll 14 Standorte in Nordrhein-Westfalen ihr Dasein kosten. Auch in Mönchengladbach. Die Standorte Gladbach, Krefeld und Wesel sollen in einem neuen Standort Düsseldorf zusammengefasst werden. Dagegen will sich die Gewerkschaft Verdi wehren und protestierte am Dienstag vor dem Callcenter.
Die vier Telekom-Mitarbeiterinnen, die mit skeptischer Mine auf der Treppe den Reden lauschen, meinen: "Wir hätten eine längere Fahrzeit und müssten uns um eine längere Kinderbetreuung kümmern. Das kostet alles mehr Geld."
Dennoch werden sie den Schritt nach Düsseldorf gehen. "Etwas anderes bleibt uns ja gar nicht übrig, schließlich muss ich ja auch helfen, die Familie zu ernähren", sagt eine Kollegin. Vor allem Frauen mit halber Stelle und körperlich behinderte Menschen, die den Dienst am Kundentelefon verrichten, würde ein Umzug treffen.
Direkte Entlassungen wird es zwar nicht geben, doch der Mönchengladbacher SPD-Vorsitzende Hermann Krichel-Mäurer sprach von indirekten Kündigungen: "Die Arbeitsverhältnisse werden so unattraktiv gemacht, dass den Menschen außer einer Kündigung ja gar nichts übrig bleibt."
Oberbürgermeister Norbert Bude (SPD) bekundete seine Solidarität. Er hat beim Telekom-Vorstand um ein Gespräch gebeten und hofft, dass die Telekom-Bosse dem Oberbürgermeister einer betroffenen Stadt wenigstens "Gehör schenken". Die stellvertretende CDU-Kreisvorstands-Vorsitzende Manuela Luhnen sagt, die Verlegung nach Düsseldorf sei "gerade für viele Frauen nicht mit dem Familienleben vereinbar".
Wirklich enttäuscht ist Boris Landsberg von seiner Chefetage nicht mehr. "So etwas musste ich ja schon zig Mal erleben", sagt er, der schon seit 1991 für den Konzern mit dem T arbeitet. Gerade Menschen wie ihn würde die Umlegung der Standorte hart treffen, denn Landsberg ist zu 100 Prozent körperlich behindert. Er wird den Schritt nach Düsseldorf wohl mitmachen, er kann immerhin Autofahren. Viele seiner weniger mobilen, behinderten Kollegen, haben es da schwerer.
Frank Bethke, der Landesfachbereichsleiter von Verdi, will am Donnerstag Bundesfinanzminister Peer Steinbrück über 10000 Unterschriften gegen die Telekom-Pläne überreichen. "Der Bund ist mit 32 Prozent Hauptanteilseigner der Telekom. Er muss sich der Verantwortung für die Menschen bewusst und ihr gerecht werden." Außerdem hat Verdi der Telekom eine Alternative zur Umstrukturierung der Callcenter vorgelegt, bislang ohne Erfolg.
Allein der Glaube, dass das alles noch etwas nutzt, fehlt Boris Landsberg: "Ich rechne nicht mehr damit, dass unser Standort erhalten bleibt."