Fusion spaltet die Geister

Die Beschlüsse von Bischof Heinrich Mussinghoff finden erbitterte Gegner, aber auch Befürworter in den Gemeinden.

Mönchengladbach. Für Pfarrer Josef Venedey wird der 1. Januar 2010 ein trauriger Tag. Denn dann tritt die Fusion seiner Rheydter Pfarre St. Josef und ihrer 4500 Mitglieder mit den Pfarren St. Franziskus und St.Marien in Kraft. Dann wird es nur noch die Pfarrei Rheydt-Mitte geben. So hat es Bischof Heinrich Mussinghoff beschlossen und den Gemeinden am vergangenen Samstag mitgeteilt.

"Ich bin gegen diese Fusion. In allen Punkten", sagt Venedey. Es gäbe schließlich weder ein pastorales Konzept, noch einen theologischen Hintergrund für die Zusammenlegung. "Diese Fusion ist aus rein unternehmerischen Gesichtspunkten geplant worden", so Venedey, der dem Bischof vorwirft, sein Recht machtpolitisch durchzusetzen: "Es ist ein letzter Rettungsversuch für das bestehende System."

Die drei Hauptgründe für die Zusammenlegung von Gemeinden seien der Priestermangel, die schlechte finanzielle Situation der Kirche und der Bedeutungsverlust. "Im Leben der Menschen spielt die Kirche immer weniger eine Rolle", sagt der Pfarrer.

Doch diesen Problemen ist in seinen Augen nicht mit einer großflächigeren Strukturierung beizukommen. Im Gegenteil: "Durch die Zusammenlegungen entfernt sich die Kirche noch weiter von den Menschen." Nur noch einen Hauptpfarrer für mehrere Gemeinden, eine zentralisierte Verwaltung, all das könnte das Kirchenleben dem Alltag der Menschen noch weiter entrücken.

Die Alternative sieht Venedey im umgekehrten Weg. Wenn es schon zu wenige Priester gebe, müssten eben die ehrenamtlichen Laien noch stärker miteinbezogen werden und, wie bereits jetzt schon, pastorale Aufgaben übernehmen. "Alle Pfarreien, die sich weiterentwickelt haben, taten das Dank des Engagements der Laien", meint Venedey.

Eher positive Rückmeldungen erfahren die Fusionspläne dagegen in St. Michael Holt. Gemeindereferent Christoph Habrich sieht zwar auch die Gefahr, dass sich die Kirche noch weiter von den Menschen entfernt. Doch er, der mit einem Moderatorenteam die Fusion mit Heilig Kreuz und St. Hermann Josef koordinieren soll, will das Beste daraus machen: "Es gibt zwischen unseren Gemeinden ja schon seit einiger Zeit eine Zusammenarbeit. Der Grundtenor für die Zusammenlegung ist daher eher positiv."

Allerdings müsse dort, wo es heute existiert, auch in Zukunft ein reges Gemeindeleben möglich sein. "Die Pfarrei ist eins, aber die Gemeinden bleiben als solche bestehen. Wenn das gelingt, ist es gut", sagt Habrich.

Doch St. Michael wird es wahrscheinlich auch dem Namen nach ab 2010 nicht mehr geben. Sie wird mit Heilig Kreuz Westend und St.Hermann Josef Speick aufgelöst und unter anderem Namen neu gegründet. Wie das Gebilde heißen wird, soll bis zum 15. Februar feststehen.

Habrich hat sich nach 25 Jahren pastoraler Mitarbeit entschlossen, "konstruktiv an die Sache heranzugehen". Schließlich beweise man in der Gemeinschaft der Gemeinden Südwest schon seit einem Jahr, dass es möglich sei, ohne eigenen Pfarrer ein Gemeindeleben aufzubauen.

Für Josef Venedey hingegen ist es "eine Gnade", dass er mit der Fusion 2010 nach 27 Jahren in St.Josef in den verdienten Ruhestand gehen kann.