Für einen Tag ein König(s) sein
Ahmet Torun hat für eine neue Art des Webens den ersten Preis gewonnen.
Mönchengladbach. Ahmet Torun ist gut. So gut, dass der 28-Jährige geschafft hat, wovon zehntausende Borussenfans träumen und was ebenso viele Textil-Bosse sicherlich gehörig reizt: Ahmet Torun durfte für einen Tag in die Rolle von Rolf Königs schlüpfen.
Des Mannes, der Boss der Borussia ist, das weltweit agierende Textilunternehmen Achter & Ebels leitet und Chef der Rheinischen Textilindustrie ist. Dass der aus der Türkei stammende Doktorand an der Technischen Universität Dresden im Fach Maschinenwesen die Chance bekommen hat, für einen Tag in die Haut von Rolf Königs zu schlüpfen, liegt an seinem Können. Torun hat eine Art des Webens entwickelt, bei der die Fasern so hart sind, dass sie sogar als Flugzeugrümpfe eingesetzt werden können.
"Ahmet Torun hat den Innovationspreis Textil und Mode der Kategorie Herstellungstechniken gewonnen", so Königs. Der Preis beinhaltete auch die Möglichkeit, in die Rolle eines Textilbosses zu schlüpfen.
Torun hat sich für Königs entschieden. "Aber nicht, weil er der Präsident der Borussia ist. Das wusste ich gar nicht", schmunzelt er. Fasziniert habe ihn, dass Königs und sein Team es in 28 Jahren geschafft habe, aus einem Einzelunternehmen einen Systemlieferanten für die Automobilindustrie mit 85 Werken in der ganzen Welt zu machen.
Um 7 Uhr ist Torun aus Dresden am Gladbacher Hauptbahnhof angekommen. Pünktlich um 7.30 Uhr ist er an der Waldnieler Straße, dem Stammsitz von Achter & Ebels, kurz Aunde genannt. Auf den Platz an Königs gläsernen Schreibtisch musste Torun aber verzichten. An den setzt sich der Borussia-Boss nie. "Lieber nutze ich den langen Konferenztisch", sagt Königs.
Hier könne man arbeiten, sich zu ihm setzen, ihm auf Augenhöhe begegnen, fährt Königs fort, und Torun staunt. Neben seinem fachlichen Wissen reizt es den Doktoranden, praktisch zu erfahren, wie ein Top-Unternehmer arbeitet. Im 30 Minutentakt sind auf dem Ausdruck vor ihm die Stationen des Tages aufgelistet.
Schaltkonferenzen mit anderen Werken, Treffen mit den Abteilungsleitern, hier ein Telefongespräch mit der Borussia und der IHK, dort ein Hinweis an Mitarbeiter. "Faszinierend sind die vielen Meetings zwischendurch. Nur das Wichtigste lässt Königs sich berichten. Das ist toll, effizient", findet Torun.
Dann steht der Gang durchs Unternehmen an. Gucken, wo es an etwas fehlt, den Kontakt zu den Mitarbeitern halten. " Nur wer etwas wirklich Wesentliches hat, spricht es auch an", ist Torun begeistert. "Es ist die Aufgabe eines Managers, nur da einzugreifen, wo es um wichtige Entscheidungen geht." Nachmittags steht dann die Sitzung des Aufsichtsrates der EWMG an. "Ich hab’ schon gehört, dass es hier gerade schwierige Verhandlungen um die Neubesetzung des Geschäftsführer-Postens geht", sagt Torun - mehr verrät er nicht.
Gerade diese Verschwiegenheit gefällt Königs an Torun. Abends geht es dann nach Lemgo. Hier hat Aunde ein Werk, in dem Autositze hergestellt werden. Es geht um die Schaffung von 240 zusätzlichen Arbeitsplätzen und um neue Investitionen.
Inzwischen ist Torun zwölf Stunden "Boss von Aunde", und der Tag ist noch lange nicht zu Ende. Erst gegen 1 Uhr fällt der Textilwissenschafter aus Dresden völlig kaputt und beeindruckt ins Hotelbett.