Funker: Leidenschaft über Ländergrenzen hinweg
Trotz eines Verbots haben sich vor 75 Jahren Funker in Mönchengladbach zusammengetan.
Mönchengladbach. Das Fadenkreuz bewegt sich in alle Richtungen über den Bildschirm. Währenddessen bildet die waagerecht Linie im unteren Bildbereich immer wieder neue Zacken: "So kann ich genau erkennen, wo Störungen sind und auf welchen Frequenzen ich Kontakt bekomme", sagt Diethard Balzer und bewegt das Fadenkreuz auf die höchste Erhebung.
Hier findet der Amateurfunker Gesprächspartner: "DK3EI" , so identifiziert er sich bei der Anmeldung. Die Funkverbindung funktioniert, indem die Kurzwellen an der Ionosphäre der Erde reflektieren, sagen fachmännisch die Amateurfunker. Der Laie sieht: Diethard Balzer kann von Mönchengladbach aus problemlos mit Werner in Wesel und Kurt in Frankenthal sprechen.
Lange war dieser private Funkverkehr in Deutschland nicht selbstverständlich. Noch in den 20er und 30er Jahren arbeiteten Funkamateure illegal. Dennoch schlossen sich in Mönchengladbach bereits 1935, noch vor der Gründung des Deutschen Amateur-Radio-Clubs (DARC), Funker zusammen.
Zur 75. Geburtstagsfeier haben die Funker ins Gymnasium Odenkirchen eingeladen, um der Öffentlichkeit ihr Hobby zu zeigen: "Man weiß nie, was einen erwartet", findet Thomas Linke. Der Vorsitzende des DARC-Ortsverbandes ist seit fünf Jahren begeisterter Funker.
"Manche Gespräche vergisst man nie", so Linke. Etwa das ins über 20.000 Kilometer entfernte Tasmanien: "Die längste Verbindung, die mir je gelungen ist".
Die drahtlose Kommunikation ist für ihn gelebte Demokratie und ein Stück Völkerverständigung. Denn mit Funkgerät, Antenne und Empfänger "gibt es keine Ländergrenzen und alle Teilnehmer sind sofort per Du".
Das technische Know-how des Funkverkehrs sei für andere Kommunikationsmittel wie Handy und Internet bahnbrechend gewesen, erklärt Diethard Balzer.
Während er digital sendet, dreht Joachim Placzek noch ganz analog am Schaltknopf, um eine passende Frequenz zu finden. "DO7JVK", ruft er in sein Mikrofon. Es knistert aus dem Äther, italienische Sprachfetzen sind zu hören, doch eine Verbindung kommt an diesem Morgen nicht zustande.
Mittlerweile zählt der Verein 60 Mitglieder. Rund 20 aktive Funker treffen sich an jedem ersten Freitag im Monat im THW-Haus in Holt. Physikalisch-technisches Wissen ist wichtig, um die Prüfung für eine Amateurfunk-Lizenz zu bestehen.
Dazu bieten die Mönchengladbacher Funker einen sechsmonatigen Lehrgang an.