Gustl und die erste CD

Der 93-Jährige erfüllt sich einen Herzenswunsch und beglückt damit auch sein Publikum.

Mönchengladbach. Natürlich sitzt Gustl Nöhles auch am Sonntag an seiner Yamaha und lässt die Finger flink über die Tasten gleiten. Noten braucht er nicht, um die richtigen Töne zu treffen: "Künstler müssen viel denken und viel im Kopf haben", erklärt er seinem Publikum. Deswegen sei er auch so alt geworden.

Allein 2000 Musikstücke kann der 93-Jährige auswendig auf der Orgel spielen. Sagt er. Und immer, wenn Gustl Nöhles im Altenheim an der Marienburger Straße in Windberg zum Tanztee aufspielt, dann gehört der Klassiker "Only you" unbedingt zu seinem Repertoire.

Seit 2004 lassen sich die Menschen im Altenheim viermal in der Woche von ihrem Mitbewohner musikalisch in Schwung bringen. Bis jetzt gab es seine Musik ausschließlich live in der Cafeteria des Hauses zu hören, jetzt konnte sich der Musiker seinen ganz großen Traum verwirklichen: "Ich habe mein Lebenswerk auf einer CD verewigt", erzählt der selbstbewusste Senior.

Möglich machte dies das Tonstudio Schnitzler und die Aktion Flaschenpostwünsche, bei der sich alle Altenheimbewohner der städtischen Sozial-Holding einen Herzenswunsch erfüllen können. Insgesamt 21 Stücke hat Gustl Nöhles für seine CD ausgewählt. Ob Volks-, Unterhaltungs- oder Tanzmusik: "Ich spiele alles gerne", sagt der Musiker.

Angefangen hat er seine Laufbahn mit klassischer Musik. Das Klavierspielen lernten der gebürtige Mönchengladbacher und sein Bruder gemeinsam. Ein echtes Wunderkind sei er für seine Eltern gewesen, "weil ich mit fünf Jahren ein einmal gehörtes Weihnachtslied nachspielen konnte". Als 14-Jähriger spielte Gustl das erste Mal für Geld vor Publikum. Später besuchte er als Pianist und Geiger Länder wie Holland, Belgien, Skandinavien und die Schweiz. 40 Berufsjahre als Alleinunterhalter hat er auf dem Buckel. Auch Schallplattenaufnahmen gehören zu den Stationen seines vergangenen Künstlerlebens.

Berühmt werden war für ihn dagegen nicht drin: "Dafür musste ich zuviel arbeiten", erzählt er. Und findet aufmerksame Zuhörer.

So wie Gustl Nöhles einst sein Publikum in den Bann zog, so wirksam ist auch heute noch seine Anziehungskraft. Zum Sommerfest oder der Karnevalsfeier kommen fast 300 Menschen in die Cafeteria des Altenheims: "Dann spiele ich auch auf meinem Akkordeon", zeigt sich der 93-Jährige als echtes Allroundtalent, und setzt sich gleich wieder an seine Hammond-Orgel, um noch einmal sein Lieblingsstück zum Besten zu geben: "Ich würde gerne Konzertmusik spielen, aber leider kann ich nicht mehr so gut sehen", sagt er. Wer sich für Gustls CD interessiert: Tel. MG 25-2080.