Im Bann der Buchstaben
Schüler, Lehrer und die Sekretärin am Gymnasium haben nur eins im Kopf: WM, was sonst?
Mönchengladbach. Die Fußball-WM ist angepfiffen. Im Sport-Grundkurs am Gymnasium Rheindahlen gibt es nicht einen, der keine Pläne fürs Fußballgucken gemacht hat.
Schon auf dem Parkplatz an der Schule beginnt das WM-Feeling: die Autos sind mit Fähnchen geschmückt.
Vereinzelt verirren sich unter das dominierende Schwarz-Rot-Gold auch die Fahnen anderer Länder - da hat doch jemand tatsächlich neben der Deutschlandfahne auch die spanischen Farben angebracht.
"Klar haben wir die Autos mit Fähnchen ausgerüstet", sagt Philip Portz aus dem 12. Jahrgang und grinst. "Sie sehen jetzt aus wie Kirmeswagen". Neben den Fahnen finden sich auch noch andere Fan-Artikel. "Ich habe am Innenspiegel Würfel in schwarz-rot-gold", sagt Martin Kolonko. "Darauf bin ich schon ein bisschen stolz."
Das erste Spiel der deutschen Mannschaft sieht er bei Freunden. "Wir wollen zusammen grillen." Aber spätestens zum Achtelfinale will er zum Public Viewing.
Er und seine Freunde freuen sich schon länger auf die WM, und zwar aus einem besonderen Grund. "Jetzt sind wir 18 und haben Autos, da wird jeder Sieg mit einem Autokorso gefeiert. Bei der letzten WM mussten wir immer noch meine Schwester überreden, uns zu fahren."
Simon Hinz, selbst Fußballspieler, ist am Sonntag mit seiner Mannschaft beim Trainer zum Gucken verabredet. Aber ab Viertelfinale ist Public Viewing angesagt. Was die Chancen der deutschen Mannschaft angeht, lässt er sich nicht von patriotischen Gefühlen leiten. "Halbfinale", meint er. "Vom Potenzial her müsste Holland Weltmeister werden."
Für die Einschätzung gibt es spöttische Blicke der Mitschüler. Sara Schommen setzt auf Deutschland als Titelaspirant. "Wir haben die Fahne zu Hause rausgehängt, und auch am Auto sind Fähnchen", sagt die 18-Jährige, die in Hardt Fußball spielt. Am Sonntag fiebert das ganze Team vor dem Bildschirm mit. "Ich gucke nur ab und zu Fußball", gibt Yi Yi (20) zu. "Aber die WM ist was anderes. Sonntag wird bei Freunden gegrillt und Fußball geguckt."
Auch die Pädagogen sind nicht immun. "Wir haben im Kollegium Wetten abgeschlossen", sagt Sportlehrer Herbert Laubach. Deutschland sieht er auf Platz vier. "Ich tippe auf Argentinien als Weltmeister", sagt er. Begeisterte Vorfreude versprüht Schulsekretärin Ute Diettrich. "Letztes Mal habe ich alle Spiele gesehen. Das war Gänsehautfeeling."