Klatsche für Schuldezernenten
Debatte: Gert Fischer (CDU) will drei Hauptschulen schließen. Betroffene wie CDU-Politiker kritisieren das Verfahren.
Mönchengladbach. "Zur Stabilisierung der Schulform Hauptschule" will Gladbachs Schuldezernent Gert Fischer (CDU) bis Mitte 2014 drei von zwölf Hauptschulen schließen. Nach dem Motto "Wenn wir jetzt nicht wegen sinkender Schülerzahlen handeln, handelt die Schulaufsicht in Düsseldorf für uns" sollen die Hauptschulen Eicken, Wickrath und Asternweg (Giesenkirchen) ab dem kommenden Jahr keine Jungen und Mädchen mehr aufnehmen dürfen - ein Schultod auf Raten also.
Doch gegen Fischers forschen Vorstoß wehren sich nicht nur führende Politiker seiner eigenen Partei CDU. Auch aus den betroffenen Schulen kommt Protest. Zustimmung bekommt der CDU-Politiker Fischer dagegen von Bündnis-Grünen und SPD.
Herbert Backes, schulpolitischer Sprecher der CDU, ist vom Maßnahmenpapier Fischers zum Schulentwicklungsplan 5/Sekundarstufe I/Hauptschulen "enttäuscht". Die Hauptschulen, geschweige denn die laut Fischer vom Aus betroffenen "Pennen" hätten nicht mal die Chance gehabt, sich zu äußern. Er, Backes, könne daher Fischers Vorschlägen nicht folgen.
Auch Rainer Dziuba, Schulchef an der Hauptschule "Heinrich Lersch" (Rohrstraße) und Sprecher dieser Schulform, ist sauer: "Die Hauptschule leistet sehr wichtige Integrationsarbeit." So, wie von Fischer vorgeschlagen, könne man mit den Hauptschulen nicht umgehen, es gebe andere Lösungen.
Tatsächlich hat sich die "Arbeitsgemeinschaft Hauptschule" - ihr gehören die Vertreter der zwölf an - längst zusammengesetzt, um nach Lösungen zu suchen. Doch, ob für Lehrer typisch oder nicht, dieses Konzept sei noch nicht fertig, in Kürze könne man es vorlegen. Es sieht beispielswiese Kooperationen von Hauptschulen vor. Oder Verbundsysteme, die eine Aufgabe von Schulen überflüssig machten. Die Wickrather zum Beispiel favorisieren eine Zusammenarbeit mit der nahen Realschule.
Nicht nur Backes, auch der CDU-Partner FDP erwartet, dass diese Vorschläge erst von Fischer geprüft und womöglich berücksichtigt werden, ehe eine Hauptschultür für immer zufällt.
Dass es mit den Hauptschulen so nicht weitergehen kann, weil die Zahl der Schüler weiter schrumpft, sieht auch die Freie Wählergemeinschaft (FWG). Fischer habe mit seiner Bewertung der Fakten Recht, meint FWG-Sprecher Erich Oberem. Dennoch spricht man sich morgen, wenn der Stadt-Schulausschuss über das heike Thema diskutiert, gegen Fischers Vorschläge aus.
"Die Entscheidung ist zu kurz gesprungen", fügt Oberem hinzu. Fischer müsse das System verändern, damit nicht jede Hauptschule kaputt geht.
Gerd Schaeben (Bündnis-Grüne) sieht sich bestätigt: "Die Aufgabe von drei Schulen ist folgerichtig." Und mutig sei sie, weil sich Fischer gegen Teile der CDU stelle.
Schulausschuss-Vorsitzender Uli Elsen (SPD) meint: "Wir kommen am Aus von Hauptschulen nicht vorbei." Eltern, Schüler und Pädagogen erwarteten frühzeitige Entscheidungen. Man sollte nichts gegen sie unternehmen, sondern mit ihnen.
Im Schulausschuss - ab 15 Uhr, Rheydter Ratssaal - wird es folglich keine Entscheidungen, sondern eher eine Klatsche für Fischer geben.