Kultur: Hellwach, leuchtend und sehr aktiv

Bei „Nachtaktiv“ gab es viel zu sehen und zu hören. Und manchmal musste man dafür auch warten.

Mönchengladbach. Mächtig was los in der Stadt. Vor dem Wasserturm an der Viersener Straße stehen die Menschen schon lange vor Beginn der Vorstellung um 21.45 Uhr Schlange. Der Pop- und Jazzchor der Musikschule Music Today gibt zum zweiten Mal an diesem Abend das Konzert "Wake Up".

Uli Windbergs hat die Rock-Oper "Jesus Christ Superstar" für seinen gemischten Chor aus 25 Leuten umgeschrieben. Mehr als 100 Zuhörer können das bei "Nachtaktiv" im Raum unter dem Wasserbehälter hören. "Mehr geht aus statischen Gründen nicht", sagt Nadine Reuen vom Gastgeber NVV AG. Wieder müssen 30 Wartende abgewiesen werden.

In der Citykirche am Alten Markt ist der Andrang geringer. Das Requiem von Maurice Duruflé lockt keine Massen. "Das wussten wir", sagt Pastoralreferent Wolfgang Funke. "Wir haben diesmal gar nicht nach Gefälligkeit gesehen, sondern ein Programm gemacht, das mit unserem Kerngeschäft zu tun hat." 120 Besucher empfindet Funke als überwältigend: "Das gibt uns recht."

Auch die Komposition von Viola Kremer gehört in diese Kategorie. Bei der Musik-Performance "Killer vs Zoul" spielt zum Kratzen einer Grammophon-Nadel, die die Unebenheit der alten Tonträger hörbar macht, ein Akkordeon sphärische Töne. Hans Brüggen vom Alten Zeughaus ist zufrieden. "Viele Interessenten" habe das Karnevalsmuseums gehabt.

Eine Straße weiter erscheint der Club Projekt 42 an der Waldhausener Straße an diesem Abend noch irrer als sonst. Die Location beherbergt an diesem Abend nicht nur die Aufführung "Nachtrausch(en)" von Studenten der Kulturpädagogik, denen der Betreiber Manfred Grasse bescheinigt, dass sie "super innovativ" war. Und mit 120 Zuschauern ausverkauft. "Mehr dürfen nicht rein."

Auch die gleichnamige Ausstellung von Saskia Becker und Sophia Stetter im Club ist sehenswert. "Wir haben uns vom Stadtdschungel inspirieren lassen", sagt Stetter über die Reliefs und Objekte, die neonfarben oder grellweiß mit der besonderen Beleuchtung spielen.

Während hier für einige die Nacht gerade erst anfängt, entlässt Stadtführerin Corinna Greven um kurz nach 23 Uhr die letzte von vier Gruppen, denen sie im Rahmen von "Nachtaktiv" eine Stunde lang die Stadt näher gebracht hat. "80 Prozent sind Gladbacher, die ihre Stadt besser kennenlernen wollen", ist Grevens Resümee. Für sie geht es bald nach Haus.

Im Atelier Achmadow an der Bylandtstraße in Rheydt tritt derweil Bastian Reichardt auf das Podium. "Auf den ersten Blick habe ich gedacht, das sei ein Obdachlosen", sagt der Gladbacher (24), der sich als Poetry-Slamer einen Namen gemacht hat, über das Bild "Volker" von Künstler Klaus Sievers, das er sich im Atelier als Inspiration ausgesucht hat. "Dann habe ich gedacht, es ist Gott", fährt Reichardt fort und führt das auffallend altersgemischte Publikum hinein in seinen Text über die Erschaffung der Welt und einen gefallenen Engel. Die Stimmung ist ruhig, betulich, besinnlich.

Ganz anders als im Theater Spielplatz. Hier steht vor Beginn der Vorstellung von Ceili die Luft. Die Gruppe, die sich auf irischen Stepptanz spezialisiert hat, lockt mehr Zuschauer, als der Saal fassen kann. "Leider waren bei unseren Kinderstücken nicht so viele Leute da", sagt Theaterleiterin Angelika Pasch. "Dabei hatten wir so viel Spaß."